Was ich fühle

Sie hat einen Hang zum Tragischen, jedenfalls auf der Bühne. Erst im vergangenen Jahr wurde sie für ihre Cassandre in Berlioz’ «Les Troyens» an der Pariser Oper gefeiert, jetzt gibt sie dort ihr Debüt als Donna Elvira in «Don Giovanni». Doch vermag die französische Mezzosopranistin Stéphanie d’Oustrac darüber hinaus auch die melancholischen und die starken Frauen mit einer Verve darzustellen, die einzigartig ist. Ein Gespräch über die Liebe, Gedichte der Romantik, sperrige Regiekonzepte und darüber, was deutsch ist

Opernwelt - Logo

Frau d’Oustrac, lieben Sie Wagner?
Natürlich liebe ich ihn, so wie ich auch Brahms, Schumann und Liszt liebe. Vollends habe ich diese faszinierende Welt während meines Gesangsstudiums entdeckt, aber bereits zuvor, an der Musikschule, hatte ich mich theoretisch eingehend mit den Frauenrollen in Wagners Werken auseinandergesetzt.

Eine interessante Beschäftigung für einen Teenager!
Das stimmt. Ausschlaggebend war das Buch von Catherine Clément über besiegte, verratene und verkaufte Frauen auf der Opernbühne.

Ich verschlang es und dachte leicht resigniert: «Ja, so ist es wohl.» Zu jener Zeit kannte ich allerdings die Musik Richard Wagners noch nicht, dafür war ich wahrscheinlich doch noch ein wenig zu grün hinter den Ohren.

Rein vokal gesehen, sind die Partien in seinen Musikdramen allerdings Lichtjahre entfernt von dem, was Sie bevorzugt singen ...
Ja, das ist mir klar, ich bin schließlich nicht wahnsinnig. Aber wir waren jung damals, alles war erlaubt. Und vor allem mit dem Pianisten Pascal Jourdan habe ich auch auf diesem Feld sehr vieles ausprobiert, ohne konkret an eine Partie zu denken.

Sie beide haben im vergangenen Jahr ein Album mit Liedern von Liszt, Schumann und Berlioz ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt März 2020
Rubrik: Interview, Seite 30
von Jürgen Otten

Weitere Beiträge
Mädchenhaft, verletzlich

Ein charmanter kleiner Etikettenschwindel ist die Sache schon. Den zweiten «Turandot»-Akt hatte Anna Netrebko bereits in der letzten Silvestergala der Met gestemmt – zusammen mit den ersten Aufzügen aus «Tosca» und «La Bohème». Fürs eigentliche Debüt in der Killerrolle als traumatisierte chinesische Prinzessin erwählte sie nun die Bayerische Staatsoper (wie schon...

Im Gewächshaus

Peter Eötvös greift für seine Opernstoffe gern ins oberste Regal. Unter einem «Welttheater» tut der ungarische Komponist es kaum. Und wenn er dieses – wie in seinem Stück «Der Goldene Drache» – in einen heutigen Asia-Imbiss verlegt und das Geschehen mit kammermusikalischer Delikatesse unterlegt, geht der Plan, das große Ganze im Kleinen abzubilden, auch wunderbar...

Thesentheater

Der Mensch macht Ordnung, schon im Kindesalter ‒ das ist dem Berliner Videokünstler Konrad Kästner aufgegangen, als er seinem Sohn beim Spielen mit Bauklötzen zusah. Was aber macht die Ordnung mit dem Menschen? Das wollte Kästner spielerisch-szenisch herausfinden und erfand zusammen mit dem Musiker Marc Sinan und der Ausstatterin Eylien König ein Setting, das dem...