Was heißt Falsett?
Männer, die auf der Opernbühne mit einer Alt- oder Sopranstimme Männerrollen singend darstellen, gelten heute nicht mehr als jene seltsamen oder gar widernatürlichen Wesen, als die Countertenöre in der Nachfolge Alfred Dellers von etlichen Skeptikern noch bis vor wenigen Jahren angesehen wurden.
Mit dem Siegeszug falsettierender Sänger wie David Daniels, Andreas Scholl oder Bejun Mehta veränderte sich auch die ästhetische Beurteilung des Falsetts, das angesichts grandioser künstlerischer Leistungen nicht länger pauschal als minderwertiger Modus des Männergesangs betrachtet werden konnte.
Diese Abwertung hat indessen eine lange Geschichte. Sie schwingt im Begriff selbst bis heute mit, denn «falsetto» ist abgeleitet von «falso» = falsch. Die Verwendung des Falsetts ist demnach ein Singen mit «falscher» Stimme, Gegenstück zur vielfach als »voce naturale» bezeichneten Normalstimme, für die die moderne Stimmphysiologie andere Begriffe wie Bruststimme oder besser Modalstimme kennt. Johann Gottfried Walther nennt die «Falset-Stimme» in seinem Musikalischen Lexicon (1732) darum auch «eine unnatürliche Stimme», die «durch Zusammenzwingen und Dringen des Halses» entsteht.1 Bei Walther ist die ...
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Opernwelt September/Oktober 2010
Rubrik: Serie – Grundbegriffe Gesang, Seite 70
von Bernhard Richter, Thomas Seedorf
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