Warten und schauen

Hosokawa: Hanjo Bern / Stadttheater (Kubus)

Opernwelt - Logo

Das Stadttheater Bern steht neuerdings (und noch bis Anfang der kommenden Spielzeit) mitten im schweizerischen Regierungsviertel; vom Waisenhausplatz aus blickt der Kubus, die provisorische Spielstätte während der renovationsbedingten Schließung des Stammsitzes, geradewegs hinüber zum Bundeshaus. Geschickt nimmt das von Stephan Märki geleitete Berner Ensemble die Herausforderung an und präsentiert mit einem einfachen, raffiniert dekorierten Holzwürfel eine Spielstätte, die quirlige Lebendigkeit erzeugt (siehe auch Seite 48).



Auch bei «Hanjo», der zweiten Oper des 1955 geborenen Japaners Toshio Hosokawa. Und das, obwohl in dem 2004 in Aix-en-Provence uraufgeführten Einakter die Zeit in ritueller Langsamkeit vergeht. Hosokawa griff auf ein Stück des modernen Nō-Theaters von Yukio Mishima zurück, in dem es um nichts als Warten geht. Die Geisha ­Hanako wartet auf ihren Kunden Yoshio. Als der nach Jahren endlich erscheint, schaut sie ihn zwar an, vermag ihn aber nicht als den zu sehen, den sie erwartet hat. Sie wird weiterhin zum Bahnhof gehen und auf ihrer Holzbank Platz nehmen, um die Gesichter der Ankommenden zu studieren. Und die Künstlerin Jitsuko, welche die Geisha in ihre Obhut ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt Juli 2016
Rubrik: Panorama, Seite 34
von Peter Hagmann

Weitere Beiträge
Sog der Finsternis

Wie kein anderer Komponist der Gegenwart hat sich Georg Friedrich Haas in seinem Schaffen einer am Übergang vom Licht zur Dunkelheit angesiedelten Musik verschrieben.  Dabei experimentiert er nicht nur mit der schattenhaften Abdunkelung der Klänge, sondern auch mit der Saalbeleuchtung. Bereits in dem groß angelegten Orchesterwerk «in vain» und in der Kammeroper...

Wir sind das Folk

Vor einem Vierteljahrhundert schien der Begriff «Volk» willkommen, vor allem durch die Parole frei nach Georg Büchner, die zur Wende führte. Mittlerweile scheint das Volkshafte jedoch wieder gefährlich beim «Völkischen» anzuklopfen, und auch das Volkslied hat diesbezüglich erneut einen gewissen Ruch nationaler Enge gewonnen. Dass Christian Gerhaher also dieses...

Auf Wechselkurs

Ihre Stimme ist ein Wunder des Wandels: Sie ­haben als Mezzo mit barockem Repertoire begonnen, dann kamen Mozarts Sopran-Partien, heute singen Sie Berlioz’ Cassandre. Wie ist diese ungewöhnliche Entwicklung zu erklären?
Das ist alles andere als ein Wunder! Als ich anfing, träumte ich von Norma oder Leonora, schließlich bin ich eine italienische Sängerin. Als mir...