Wahrhaft königlich
Die Vorliebe der Barockoper für hohe Stimmen spiegelt sich auch in der inzwischen schier unüberschaubaren Menge an Solo-Recitals auf CDs wieder. Da begegnen uns vor allem Falsettisten und Soprane, nach Tenören, Bässen, gar Baritonstimmen hält man vergeblich Ausschau. Dies entspricht freilich nur der Rollenhierarchie der metastasianischen Seria, in der Kastraten und Primadonnen mit ihrem virtuosen Gesang den musikalischen Glanz der fürstlichen Standespersonen verkörpern.
Für die tieferen männlichen Stimmen bleiben die Nebenrollen der Konfidenten, Schurken und Väter übrig, und die haben weder viel zu sagen noch zu singen. Eine Ausnahme von dieser Regel macht einzig die nord- und mitteldeutsche Barockoper mit ihren königlichen, sich in Liebe wie Hass leidenschaftlich verzehrenden Baritonhelden. Wenn sich darunter auch einmal ein Italiener wie Attilio Ariosti mischt, handelt es sich kaum zufällig um ein Werk, das 1701 für das private Theater der preußischen Königin Sophie Charlotte auf Schloss Charlottenburg bestimmt war.
Der tschechische Bariton Tomáš Král hat aus diesem nahezu unbekannten Repertoire für sein erstes, vom Breslauer Barockorchester unter Jarosław Thiel äußerst kundig ...
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Opernwelt Februar 2023
Rubrik: CDs, DVDs und Bücher, Seite 18
von Uwe Schweikert
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