Wahn, überall nur Wahn

Verdis «Macbeth» in Duisburg wäre auch etwas für Angela Merkel

Angela Merkels öffentliches Bekenntnis, sie lese in Zeiten neu gewonnener Freiheit vor allem Shakespeare und insbesondere dessen «Macbeth», hat zu Spekulationen darüber geführt, warum sie gerade dieses düstere Drama bevorzugt.

Wollte sich die Altkanzlerin noch einmal vor Augen führen, wie Macht funktioniert?

Was ein fehlgeleiteter Wille zur Macht in Menschen anzurichten vermag? Dient ihr «Macbeth» als eine Parabel über die Abgründe, in welche die Protagonisten der Herrschaft stürzen? Oder liebt sie schlicht den Schauder, der von diesem Stück ausstrahlt?

Antworten auf diese Fragen wird es nicht geben, Merkel ist in ihrem Metier vielleicht die größte Meisterin des Unverbindlich-Vagen, damit hat sie sich 16 Jahre an der Macht gehalten, ohne je in Gefahr zu geraten, diese zu verlieren. Spannend wäre nur, zu erfahren, ob die geübte Bayreuth-Besucherin auch Verdis Vertonung lieben würde. Gelegenheit dazu hatte sie im Juni. Die Deutsche Oper am Rhein zeigte an ihrem zweiten Spielort, dem Theater Duisburg, Michael Thalheimers «Macbeth»-Inszenierung, die vor drei Jahren in Antwerpen herausgekommen war – mit anderen Sängerinnen und Sängern, einem anderen Orchester (den Duisburger ...

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Opernwelt 8 2022
Rubrik: Magazin, Seite 74
von Jürgen Otten

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