Wagner: Siegfried
Es ist schon ein Kreuz mit Siegfried und Brünnhilde: Hat der jugendliche Held erst einmal seine Tante wachgeküsst, wird von den Darstellern über lange Minuten schauspielerisch viel gefordert. Wie viel man aus dieser brünstig endenden Duett-Szene machen kann, haben Evelyn Herlitzius und Christian Franz dieses Jahr in Bayreuth vorgemacht – wie erschreckend wenig einem Regisseur dazu einfallen kann, ist jetzt in Wiesbaden zu sehen.
Im dritten Teil von John Dews «Ring»-Deutung gibt es erwartungsgemäß wieder einige knallige Ideen: Fafner tritt in Dews kriegerischer «Ring»-Welt gleich als Mensch im Panzer auf, hinter dem Bären des ersten Bildes verbirgt sich der von Anfang an zuhörende Wanderer. Doch wie schon in der «Walküre» geht ihm in der Personenführung außerhalb der sich von selbst beschleunigenden Szenen gründlich die Luft aus. Manches Schlaglicht macht richtig Spaß: Jung-Siegfried ist ein unbefangener Hippie, der zum Mord an Fafner noch ein Sträußchen Blumen mitbringt, Erda schlüpft im überprallen Nackedeikostüm aus der Weltesche, gleich beim ersten Schmiedeversuch erschafft sich Siegfried statt eines stattlichen Schwertes ein veritables Springmesser. Doch das Ende bricht dem ...
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Die Geschichte des Operngesangs im Frankreich des 20. Jahrhunderts ist ein trauriges Kapitel: Galt um 1900 Paris mit seiner prunkvollen Opéra noch als Opernhauptstadt der Welt, war ein halbes Jahrhundert später von der alten Herrlichkeit so gut wie nichts mehr übrig. Die französischsprachigen Grand Opéras von Gounod, Thomas und Meyerbeer waren überall in der Welt...
Hector Berlioz‘ Künstleroper «Benvenuto Cellini» teilt mit Jacques Offenbachs «Les Contes d’Hoffmann» das Schicksal, dass sie lange Zeit in einer von der ursprünglichen Konzeption des Komponisten weit abweichenden Fassung aufgeführt wurde. Im Falle des «Cellini» war das eine unter Beteiligung von Berlioz und Liszt erstellte Bearbeitung für eine Inszenierung in...
Mit seinen beiden Überblicksdarstellungen zur Sozialgeschichte des Jazz und der klassischen Musik im Dritten Reich hat der kanadische Sozialhistoriker Michael H.Kater – zumindest in Deutschland – gewaltig Staub aufgewirbelt. Nun schließt er seine Beschäftigung mit acht Fallstudien über Komponisten der Nazi-Zeit ab. Dass es sich dabei nicht um «Komponisten im...