Wagner denken, Verdi singen
Franz Mazura liebte das Leben, und das Leben liebte ihn. Als das vor Gdingen auf Reede liegende U-Boot-Begleitschiff, auf dem der Matrose Wache schob, im Dezember 1944 von einem Torpedo getroffen wurde, innerhalb von acht Minuten sank und Mazura in der eiseskalten Ostsee trieb, hatte er das Glück, mit einem Kameraden ein aus Rettungsringen gebildetes Floß zu fassen zu kriegen.
Nicht mal einen Schnupfen habe er bekommen, erzählte Mazura bei einem Gespräch für das «Opernwelt»-Jahrbuch 2017 in seinem bescheidenen Reihenhaus in Edingen-Neckarhausen bei Mannheim, das er seit 1964 bewohnte, als er ins Ensemble des Nationaltheaters gekommen war, und dem er bis weit über das Erreichen der Altersgrenze im Jahr 1986 hinaus verbunden blieb. Bis wenige Monate vor seinem Tod am 23. Januar ist Mazura von Krankheiten verschont geblieben. Seine beneidenswerte Konstitution war auf der Bühne immer spürbar.
Ein Kraft- und Saftsänger ist er gewesen, ein Darsteller. Nicht umsonst trägt die Festschrift zu seinem 80. Geburtstag den Untertitel «Der Sänger-Schauspieler». Dass sein Name nur ein einziges Mal in Jürgen Kestings vierbändiger Enzyklopädie «Die großen Sänger» erwähnt wird, mag ein Versäumnis ...
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Opernwelt März 2020
Rubrik: Magazin, Seite 63
von Götz Thieme
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