Wagemutig

Massenet: Werther
Bologna | Teatro Comunale

Opernwelt - Logo

Charlotte und Werther verheiratet? Eltern eines ansehnlichen Sohnes? Ergraute Ruheständler, die unter dem Weihnachtsbaum Goldene Hochzeit feiern? Von Anfang an sehen wir den Helden in einem abgewetzten Sessel sitzen, in großen Zügen harte Sachen trinken und mit einem Behältnis spielen, das jene fatalen Pistolen enthält, die er sich Ende des dritten Akts von Albert ausleihen wird. Wir haben es fraglos mit einer «provokanten» Inszenierung zu tun.

Rosetta Cucchi, bislang vor allem mit auf exzessive Gewalt fixierten Regiekonzepten aufgefallen, legte die action diesmal zweispurig an, in einer Art Nürnberger Puppenstuben-Ambiente: Die im Libretto geschilderten Ereignisse leben nur noch in Werthers Erinnerung, seine Gegenwart bildet die längst angebrochene Zukunft, nach der er sich damals, so Cucchis Hypothese, angeblich sehnte: nicht nach romantischer Ekstase, sondern nach dem bürgerlichen Ehestand. Doch das geordnete Glück scheiterte, weil Charlotte der toten Mutter verfallen war, in blindem Gehorsam. Durch fast alle Szenen spukt ihr Porträt. Die Handlung spult in Rückblenden ab, Doppelgänger «spielen» die erinnerten und imaginierten Figuren – bis der Film plötzlich ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt Februar 2017
Rubrik: Panorama, Seite 39
von Carlo Vitali

Vergriffen
Weitere Beiträge
Hübsche Petitesse

Dass Mozarts «Così fan tutte» den Untertitel «La scuola degli amanti» trägt, also «Die Schule der Liebenden», kann man als Hommage an Antonio Salieris opera buffa «La scuola de’ gelosi» deuten. Oder als Kampfansage: Denn die 1779 in Venedig uraufgeführte «Schule der Eifersüchtigen» hatte sich zu einem der größten Publikumserfolge des italienischen Komponisten...

Sich öffnen

Wie der Vater, so der Sohn? Beim Stimmfach mag der Spruch seine Richtigkeit haben. Dass aber Julian und Christoph Prégardien im Charakter erheblich differieren, räumen sie selbst ein. Hier der Vater, ein hintergründiger Denker, dort der offensiv gelaunte Sohn – bis in ihre jeweiligen Vorhaben hinein setzt sich dieser feine Unterschied fort. Ohnehin ist Julian...

Schirmherr Monteverdi

Lugo di Romagna – 32 000 Einwohner, zwischen Bologna und Ravenna gelegen – besitzt seit 1761 ein Juwel der italienischen Opernkultur: das kleine Teatro Rossini (450 Plätze). Eine gefühlte Ewigkeit lang ruhte der Betrieb, erst vor drei Jahrzehnten wurde es nach einer denkmalgerechten Sanierung wiedereröffnet: als Sitz des Lugo Opera Festivals. Gezeigt wurden...