Wachsen, Schrumpfen
Glanz und Elend Bayreuths sind beispielhaft an den zwei letzten Wiederaufnahmen abzulesen: auf der einen Seite «Tannhäuser», der schon 2011 ein Debakel war und leider noch verschlimmbessert wurde; auf der anderen Seite «Lohengrin», der auch in seiner vierten Saison faszinierend, vielsagend, sehens- und hörenswert, rundherum festspielwürdig ist. Schade, dass Regietheater-Altmeister Hans Neuenfels nicht zur Premiere kam. Das von der Vorstellung enthusiasmierte Publikum wäre nicht nur Tenor Klaus Florian Vogt, sondern auch ihm zu Füßen gelegen.
Sebastian Baumgarten und Nina von Mechow hingegen holten sich für «Tannhäuser» heftige Buhrufe ab. Dass Bühnenbildner Joep van Lieshout fehlte, versteht sich von selbst: Seine Biogasanlage ist zwar noch vorhanden, aber weitgehend stillgelegt. Damit wird die ohnehin schwer verständliche konzeptuelle Grundidee ad absurdum geführt. Übrig geblieben sind ein paar Statisten, die so tun, als ob der sogenannte «Technocrat» funktioniere, und ein sichtlich geschrumpftes Pseudopublikum, das doch die Wand zwischen Bühne und Auditorium einreißen sollte. Selbst das gesangliche Niveau ist bescheiden. Dirigent Axel Kober schaffte es bei seinem Debüt allerdings, ...
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Opernwelt September/Oktober 2013
Rubrik: Im Focus, Seite 12
von Monika Beer
Viel Freude kommt nicht auf, wenn man die vergangene Saison der Moskauer Musiktheater Revue passieren lässt. Vor allem deren Flaggschiff, das Bolschoi Theater, machte mehr mit Skandalen als mit spektakulären Aufführungen auf sich aufmerksam. Das Säure-Attentat auf Ballettdirektor Sergei Filin, das der Solotänzer Pavel Dmitritchenko in Auftrag gegeben haben soll,...
Es gibt ein Nachspiel. Da steht der Regisseur Frank Castorf im Buhgewitter vor dem Vorhang des Bayreuther Festspielhauses und steht und steht. Er will einfach nicht abgehen, schaut auf die Uhr, schaut auf die wütende Menge, zeigt ihr den Vogel. Will er etwas sagen? Das Publikum will es jedenfalls nicht hören. Immerhin hatte Castorf sechzehn Stunden Zeit, alles zum...
Welch ein Finale! Ein berückendes Streicherflirren, ein opalisierendes Flimmern, ein Farbenfunkeln im verschwebenden Pianissimo, unterwegs ins Wesenlose. Lautenklang mischt sich drein, Schalmeienton, Oboenkringel, vor allem aber die altertümlich, ja, fast exotisch wirkende Viola pomposa. Und: Frauenstimmen von fern. Ein immerzu changierendes Band der Tonpoesie....
