Von der Schweiz lernen
Die Schweiz sieht sich gern als eine Insel der Glückseligen. In vielerlei Hinsicht mag dies selbst in unseren krisenhaften Zeiten berechtigt sein; freilich ist auch das überreiche Kulturleben der Eidgenossenschaft seit anderthalb Jahren bloß noch ein Schatten seiner selbst.
Seit die Schweizer Regierung, der Bundesrat, Mitte März 2020 im Zuge einer Notstandsregelung wichtige föderale Entscheidungskompetenzen an sich gezogen und landesweit einheitliche Beschränkungen für das öffentliche Leben in Kraft gesetzt hat, konnte an keiner der zahlreichen Bühnen in den 26 Kantonen ein regulärer Spielbetrieb durchgeführt werden.
Dies hatte während der gesamten Spielzeit 2020/21 tiefgreifende Umplanungen und unzählige Absagen von Produktionen zur Folge. Überlegungen, den Spielbetrieb vollständig über längere Zeit einzustellen, sind hingegen, anders als in Deutschland, nie ernsthaft verfolgt worden. Dies dürfte auch mit der Sorge um städtische und kantonale Zuwendungen zusammenhängen, deren Berechtigung in der Schweiz schneller in Frage gestellt wird als im «Großen Kanton» im Norden.
Freilich haben die im Vergleich zu Deutschland deutlich weniger restriktiven Corona-Maßnahmen den Schweizer ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Opernwelt Jahrbuch 2021
Rubrik: Umfrage Kritikerstatements, Seite 136
von Christian Wildhagen («Neue Zürcher Zeitung», Zürich)
«Ihre Art entspricht so sehr der meinen, wir sind füreinander geboren und werden sicher Schönes zusammen leisten, wenn Sie mir treu bleiben …» Dieses schrieb nicht etwa, errötend, ein Jüngling seiner Angebeteten ins Stammbuch. Sondern ein pragmatischer, als hemdsärmelig geltender Komponist, von Thomas Manns Adrian Leverkühn als «begabter Kegelbruder» bezeichnet, im...
Zunächst ist da die Trauer über die beträchtliche Anzahl an aktiven oder in den Ruhestand getretenen Künstlerinnen und Künstlern und Bühnenmitarbeiterinnen und Bühnenmitarbeitern der amerikanischen Opernhäuser, die wir in diesem bizarren, tragischen Jahr durch Covid verloren haben – darunter Kammersängerin Arlene Saunders und Dirigent Joel Revzen. Dann die traurige...
Türen auf, Türen zu. Optimismus zu Saisonbeginn. Bei den Salzburger Festspielen wird erstmals erfolgreich das Schachbrettmodell erprobt. Die Stuttgarter Staatsoper zeigt im September die Übernahme von Barrie Koskys lustiger, reisefreudiger «Zauberflöte» aus Berlin, und der Doppelabend «Cavalleria rusticana»/«Luci mie traditrici» hat im Oktober Premiere – beides...