Vom Eise bezaubert

«Die Schneekönigin» nach Hans Christian Andersens Kunstmärchen im Musiktheater: München bringt die erste Oper von Hans Abrahamsen heraus, an der Deutschen Oper Berlin geht ein rasantes Kinderstück über die Werkstattbühne, Stralsund zeigt eine familientaugliche Version aus Schweden

Opernwelt - Logo

Mit Oper kann er eigentlich nicht viel anfangen. Weite Bögen, scharfe Kontraste, markante Figuren, dramatische Spannung – all das, was lebendiges Musiktheater braucht, um Funken zu schlagen, ist Hans Abrahamsen letztlich fremd. Einem Komponisten, dessen Denken aus der Stille kommt, der feingliedrige Gespinste austüftelt, die nicht selten auf mathematischen Beziehungen beruhen. Die große Geste, das wuchtige Espressivo waren noch nie seine Sache.

Dass der scheue, heute mit renommierten Preisen und Aufträgen überschüttete Einzelgänger aus Dänemark zehn Jahre lang kein einziges eigenes Stück hervorbrachte – er selbst bezeichnet diese Zeit des Innehaltens als «Fermate» –, hängt mit seiner skrupulös betriebenen Suche nach dem Inneren des Klangs zusammen. Konstruktion, Form, Ausdruck – sie bleiben bei ihm Stützwerk für monadenhaft fluktuierende, unentwegt mutierende Klang­zellen.

Umso vitaler war die Neugier, als im Oktober vergangenen Jahres in Kopenhagen Abrahamsens erstes Bühnenwerk herauskam: «Snedronningen», eine Adaption des äußerst populären, vielfach verfilmten und dramatisierten Kunstmärchens seines Landsmannes Hans Christian Andersen (siehe OW 12/2019). Doch am Ende dieser ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt Februar 2020
Rubrik: Im Focus, Seite 18
von Albrecht Thiemann

Weitere Beiträge
Resonanzräume

Schon als Jugendlicher hat sich Wolfgang Rihm mit dem Klavierlied beschäftigt. Und die intimste, fragilste Form der Verschmelzung von Sprache und Musik bis heute als besondere Herausforderung begriffen. Von Text-Vertonungen kann man bei ihm nicht sprechen: Literarische Vorlagen – in der Regel Lyrik von semantisch offener, dichter Vielstimmigkeit – sind nicht bloß...

Swissness pur

In ihrem dritten Solo-Album macht Regula Mühlemann auf «Heidi». Das fesche Coverfoto muss ironisch gemeint sein. Doch liest man Interviews mit der Sängerin, ist das alles andere als sicher. Da outet sich die aus dem Luzernischen stammende Sopranistin als «zu hundert Prozent authentisch» und verkündet, für sie sei  Franz Schubert und das damit verbundene Bild der...

Urtext in Hightech

Keine Zeitmaschine diesmal. Regisseur Davide Livermore hat «Tosca» weder ein Update verpasst noch ihre Handlung aus der Altstadt Roms verlegt. Die Kirche Sant’Andrea della Valle, der Palazzo Farnese, das Castel Sant’Angelo – alle in Puccinis Partitur geforderten Postkarten-Schauplätze sind da. In Bildern, die die Hightech-Bühnenmaschinerie an der Scala auf Trab...