Verrückte Geschichten
Ein seelenwarmer Diener, der zumal bei steigendem Alkoholpegel alles in den falschen Hals bekommt – schon gar, wenn der Gatte der jungen Dame des Hauses per Leiter im Kleiderschrank seiner heimlich Angetrauten erscheint und den von ihrem Vormund favorisierten Möchtegern-Casanova auf Platz zwei verdrängt: «La scala di seta» (Die seidene Leiter) gehört zu den fünf kürzeren Farcen, die der eben zwanzigjährige Gioacchino Rossini 1812 für Venedig aufs Papier warf.
Ein Vater gibt eine Anzeige auf, in der er seine Tochter anpreist. Daraus folgt Verwechslung hoch zwei.
Kein Stein bleibt auf dem anderen. Toller als in «La gazzetta» (Die Tageszeitung) hat’s Rossini nirgendwo getrieben. Das «dramma giocoso» entstand 1816 zwischen dem «Barbier» und «La Cenerentola». Deren Ouvertüre sah Rossini hier denn auch vor – oder umgekehrt. Aus beiden Werken hat sich überhaupt Diverses eingeschmuggelt, bis hin zu einem rekonstruierten Quintett, das bei «Rossini in Wildbad» erstmals zu hören war. Die musikalische Typenvielfalt ist merklich größer als im früheren Stück.
Wenn Rossini am Werk ist, bekommt das auch dem bescheidensten Inhalt: «La scala di seta» lässt vieles von dem aufblitzen, was spätere ...
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