Foto: Matthew Williams-Ellis
Verrückt nach Wagner
Auf einem grünen Hügel nahe Moreton-in-Marsh, einer Kleinstadt in Gloucestershire, residiert die vielleicht verblüffendste – und ehrgeizigste – Landhaus-Oper Englands. Seit 1998 gibt es die Longborough Festival Opera bereits, gegründet haben sie Martin und Lizzie Graham. Zur ersten Produktion lud das Paar in einen umgebauten Hühnerstall. Heute steht auf dem Anwesen ein Theater für 500 Besucher, die gebrauchte Bestuhlung hatten sich die Grahams in London besorgt, als Ende der 1990er-Jahre das Royal Opera House renoviert wurde.
In Longborough herrscht eine freundliche, informelle und kunstverrückte Atmosphäre, die an die frühe Zeit von Glyndebourne denken lässt.
Dieser entspannte Charme sollte freilich nicht darüber hinwegtäuschen, dass es hier – mit Ernst und Eifer – der großen Oper, zumal den Werken Wagners gilt. Bis zu 70 Musiker finden in dem nach Bayreuther Vorbild angelegten Orchestergraben Platz. Zunächst ungläubiges Staunen, dann ungeteilter Beifall von Publikum und Kritik begleiteten 2013 den ersten «Ring»-Zyklus des Festivals – das Ergebnis kontinuierlicher künstlerischer Aufbauarbeit, erfolgreicher Geldbeschaffung (Longborough erhält keine öffentlichen Mittel) und des ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
In Dresden, der Stadt seiner Uraufführung, kam schon 1948, kurz nach dem Krieg, ein neuer «Rosenkavalier» heraus. Die Produktion bildete die Grundlage für eine Rundfunk-Studioaufnahme, die nun unter Verwendung der Originalbänder für die verdienstvolle Reihe «Semperoper Dresden» auf CD erschienen ist.
Allerdings wurde die Premierenbesetzung in fast allen wichtigen...
In der Kunst, den rechten Augenblick zu finden, macht Mara Eggert niemand so leicht etwas vor. «Es kommt oft vor, dass ein Dramaturg sich ein Foto einer bestimmten Szene wünscht, weil dann eine wichtige Textstelle gesungen wird. Aber man kann Bilder ja nicht hören – und optisch deutet nichts auf die Besonderheit des Moments hin.» Sichtbar wird der Moment oft erst...
Was kann, soll, muss Theater in schwierigen Zeiten leisten? Kann es im Spiel tatsächlich das kritische Bewusstsein erweitern, oder verspielt es eher seine Möglichkeiten, wie Peter Handke einmal meinte? Es war im legendären Jahr 1968, als der (damalige) Wahl-Grazer in «Theater heute» eben dieses spielerische Moment infrage stellte: Theater sei dermaßen bestimmt,...
