Verlorene Illusionen
Am Morgen schien die Sonne. Beim Festakt zum Auftakt der Bregenzer Festspiele sprachen alle würdig, ernst. Von Kunst in Zeiten des Krieges, der Conditio humana. Bundespräsident Alexander Van der Bellen mahnte, dass man sich von einem Diktator nicht spalten lassen dürfe, «weder in Österreich noch in der Europäischen Union». Es erklangen Auszüge aus Tschaikowskys symphonischer Dichtung nach Shakespeares «Sturm». Den ästhetisch stilisierten Naturgewalten folgten abends die realen.
Bei der Premiere von Puccinis «Madama Butterfly» auf der Seebühne setzte mit dem Auftritt von Onkel Bonze für rund 20 Minuten ein Regen ein, den das geübte Publikum mit flugs übergeworfenem Regenschutz parierte. Starker Wind und ein Gewitter mit Blitzen in der Ferne über Lindau begleitete nicht unpassend das Liebesduett: jener Verbindung einer 15-jährigen Geisha und eines smart-arroganten US-Marineleutnants, der keine glückliche Zukunft gegeben sein wird, trotz Ehescheins auf die kommenden 999 Jahre. Nach knapp einer Stunde wurde im zweiten Akt kurz nach dem Auftritt des Konsuls Sharpless die Open-Air-Vorstellung abgebrochen – eine Gewitterfront nahte gefährlich. Rund 5500 Zuschauer mussten nach Hause. Die ...
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Opernwelt September/Oktober 2022
Rubrik: Im Focus, Seite 22
von Götz Thieme
Plamen Kartaloff ist ein charismatischer Mann. Schlohweißes Haar – eine luxuriöse Bräune und ein gewinnendes Lächeln im Gesicht. In der Pause der Vorstellung von Wagners «Fliegendem Holländer» lädt er den angereisten Opernkritiker zu bulgarischem Weißwein und Thunfisch-Wraps. Wir schauen direkt auf den See. Ein schöner bulgarischer Mann mit Latino-Locken schenkt...
Ein Palast im fernen Morgenland, mit einem älteren Herrscher und einer jungen Sklavin; ein Gärtner, der die Schöne mit ihrem verschollen geglaubten Liebhaber zusammenführt; eine gescheiterte Flucht, unerwartete Wendungen und ein glückliches Ende: Unweigerlich denkt man da an Wolfgang Amadeus Mozarts «Entführung aus dem Serail». Aber auch Gioachino Rossini vertonte...
Sie sang die Norma, die Lucia, die Nedda, dazu Susanna, Frau Fluth, Rosina und Tosca und viele große Rollen mehr. Sie galt als die vielleicht erfolgreichste Koloratursopranistin ihrer Zeit: Irene Abendroth. Selbst Grantler Eduard Hanslick lobte ihre sängerischen Fähigkeiten. Am 14. Juli 2022 jährte sich Abendroths Geburt zum 150. Mal. Und am 1. September 2022 ist...