Vergnüglich
Jeder hat sein Guilty Pleasure, wie man neudeutsch zu einem Laster sagt. Genussmittel wie Alkohol fallen darunter, Lebensmittel wie Schokolade, auch wer sich wochenends auf ausgiebige Shopping-Tour begibt, ist nicht freizusprechen. Gemeint ist eben alles, was man nicht nur ab und zu, sondern regelmäßig tut, kauft und konsumiert – und das im Geheimen, weil es Dinge sind, die man vor seinen Mitmenschen ungern zur Schau stellt. Beim heimlichen Rauchen ist es nicht anders – dumm nur, wenn sich daran ein handfester Ehestreit entzündet.
Und zwar nicht, weil sich der Partner am Zigarettendunst in den häuslichen vier Wänden stören würde, sondern weil er, der Eifersüchtige, dahinter einen Nebenbuhler wittert, der unentdeckt zur Gattin schleicht.
Ermanno Wolf-Ferrari, wie sein Zeitgenosse Ferruccio Busoni gleichermaßen im romanischen und germanischen Kulturkreis beheimatet, hat darüber eine komische Kurzoper geschrieben, «Il segreto di Susanna», die das Gerhart-Hauptmann-Theater Görlitz-Zittau nun unter ihrem deutschen Titel («Susannens Geheimnis») in einer quirligen Studioproduktion zeigt. In der Beziehung von Susanne (temperamentvoll-kapriziös: Nienke Otten) und ihres sauertöpfischen ...
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Opernwelt April 2024
Rubrik: Panorama, Seite 50
von Werner Kopfmüller
Die Vokalduette und Vokalquartette von Schubert, Schumann und Brahms führen ein Schattendasein; abseits der Lied-Hochburgen in Heidelberg, Hohenems und Stuttgart begegnet man ihnen kaum je im Konzertsaal. Noch schlechter ist es um die französischen Mélodies À deux voix bestellt, die selbst in ihrem Ursprungsland so gut wie unbekannt sind. Unter diesem Titel haben...
Reuß-Schleiz-Greiz heißt das deutsche Duodezfürstentum in der Operette «Wiener Blut». Dass es keineswegs fiktiv ist, weiß eine größere Öffentlichkeit allerdings erst, seit ein Nachfahre des dortigen Herrschergeschlechts der Reußen vor eineinhalb Jahren bei den «Reichsbürgern» mitgeputscht hat. Wie sämtliche männlichen Mitglieder der Dynastie heißt er Heinrich, ist...
Freunde wurden sie nie. Dafür waren sie zu unterschiedlich, sowohl was ihre persönlichen wie ästhetischen Vorlieben und ihre Weltanschauung, als auch was ihr Naturell betraf. Sichtbar wird diese Differenz nicht nur auf den Gemälden, die Oskar Kokoschka von ihnen anfertigte, sondern sogar anhand der Totenmasken, die den einen, Kraus, als friedlich-sanft...