Vergiftet
Toxisch. Das trifft es. Die Ehe der jungen Royals ist kaputt. Nicht mal die von der schwarzen Gouvernante beaufsichtigten Kinder können Lady Alcestes Depressionen zerstreuen. Und die eigennützigen Liebesschwüre des fatal erkrankten Gatten Admète erst recht nicht. Die destruktive Logik einer durch Macht und höfische Etikette entfremdeten Beziehung unter ständiger (medialer) Beobachtung bildet das Zentrum von Krzysztof Warlikowskis kalt sezierender Gluck-Lektüre (siehe OW 4/2014).
Die Bildregie Stéphane Metges «übersetzt» das moderne Drama mit Zooms, Panoramen, Gegenschnitten so musikalisch, so virtuos in die Sprache des Kinos, dass die Eiseskälte, die Verzweiflung, der lächelnde Zynismus in Gesten und Gesichtern manchmal kaum auszuhalten sind. Angela Denoke, eine vokal herbe Alceste, spielt die innere Zerstörung der Titelfigur in allen Facetten aus – seelenwund, stolz, mit stechender Intensität. Nicht minder präsent: Paul Groves als ein unter der Knute des (noch) regierenden Vaters taumelnder Admète und Willard White als klinisch kühler Todespriester. Ivor Bolton realisiert die wechselblütige Partitur mit unsteter Fortune.
Gluck: Alceste
Angela Denoke (Alceste), Paul Groves ...
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Opernwelt Juli 2015
Rubrik: Hören, Sehen, Lesen, Seite 19
von Albrecht Thiemann
Ein seltsames Schauspiel bietet sich dem Amazonas-Schiffer vor Manaus: Durchaus im gleichen, weiten Bett, aber mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten fließen der braune, träge, warme Amazonas und der behändere, dunkelkühle Rio Negro nebeneinander her, bis sie sich nach etwa dreißig Kilometern dann doch zusammentun.
Ob Ermanno Wolf-Ferrari je in der brasilianischen...
Knopf drücken, auf Grün warten und rüber zur Freitreppe. So einfach lässt sich derzeit das Augsburger Theater besuchen, ganz unbehelligt von Bauzäunen oder Baggern. Der Vorplatz ist frisch herausgeputzt. Doch was drinnen wartet, verfolgt die Verantwortlichen bis in Leserbriefspalten, Stadtratsdebatten und unruhige Träume. 235 Millionen Euro soll die Sanierung eines...
Natürlich ist es reiner Zufall, dass zeitgleich zur Braunschweiger «Peer Gynt»-Premiere in München NS-Kunst aus dem Depot geholt und mit Zeitgenossen konfrontiert wurde. Wird da aus dem Keller heraufgezerrt, was im Rahmen einer (verspäteten) Entnazifizierungsdebatte dorthin verbannt wurde? Auch in Cottbus war Werner Egks Ibsen-Destillat aus dem Jahr 1938 ja...