Vergiftet
Toxisch. Das trifft es. Die Ehe der jungen Royals ist kaputt. Nicht mal die von der schwarzen Gouvernante beaufsichtigten Kinder können Lady Alcestes Depressionen zerstreuen. Und die eigennützigen Liebesschwüre des fatal erkrankten Gatten Admète erst recht nicht. Die destruktive Logik einer durch Macht und höfische Etikette entfremdeten Beziehung unter ständiger (medialer) Beobachtung bildet das Zentrum von Krzysztof Warlikowskis kalt sezierender Gluck-Lektüre (siehe OW 4/2014).
Die Bildregie Stéphane Metges «übersetzt» das moderne Drama mit Zooms, Panoramen, Gegenschnitten so musikalisch, so virtuos in die Sprache des Kinos, dass die Eiseskälte, die Verzweiflung, der lächelnde Zynismus in Gesten und Gesichtern manchmal kaum auszuhalten sind. Angela Denoke, eine vokal herbe Alceste, spielt die innere Zerstörung der Titelfigur in allen Facetten aus – seelenwund, stolz, mit stechender Intensität. Nicht minder präsent: Paul Groves als ein unter der Knute des (noch) regierenden Vaters taumelnder Admète und Willard White als klinisch kühler Todespriester. Ivor Bolton realisiert die wechselblütige Partitur mit unsteter Fortune.
Gluck: Alceste
Angela Denoke (Alceste), Paul Groves ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Opernwelt Juli 2015
Rubrik: Hören, Sehen, Lesen, Seite 19
von Albrecht Thiemann
Einem patriotischen Polen kämen keine Bedenken, Stanislaw Moniuszko an den Größten seiner Zeit zu messen und ihn als polnischen Verdi zu bezeichnen. Dabei hat den nur sechs Jahre jüngeren Moniuszko eine ähnliche politische Situation geprägt wie den italienischen Kollegen. Das Kongress-Polen von 1815 war ein schwacher und abhängiger Staat, Erhebungen 1830 und 1846...
Gaetano Donizettis «Poliuto» wurde 1838 in Neapel verboten, weil die Zensoren fanden, der Stoff habe auf einer weltlichen Bühne nichts verloren. Durchaus riskant, ein traditionell mit Champagner-Picknicks und dem Entertainment von Firmenkundschaft assoziiertes Opernfestival mit etwas so Schwerverdaulichem zu eröffnen. Der 1848 endlich uraufgeführte Dreiakter...
Es ist noch gar nicht lange her, da blamierte sich Stéphane Lissner, als er in einem TV-Quiz Arien identifizieren sollte und vier von fünf nicht erkannte. Das YouTube-Video wurde flugs in der gesamten Szene herumgereicht, und so mancher Opernfreund zeigte sich, gelinde gesagt, überrascht. Wie bitte? Der einstige Chef der Scala, jetzt Intendant der Pariser Opéra...