Verspielt
Also schön, spielen wir das Spiel vom Tod. Tun wir so, als ob die Musik zu ihrem Recht käme und der Verschwörerwille an sein Ziel: den Herrscher zu stürzen, wie auch immer es geschehe. Geben wir ihnen, wonach ihr Sinn begehrt, führen wir sie aufs Glatteis ihrer Wahrnehmung, legen wir, hämisch grinsend, ihre tiefsten Wünsche frei ...
Es ist die Perfidie in Vollendung, mit der Gustavo III.
, der heldisch-emphatisch, im Passaggio leicht krächzende Timothy Richards, und sein engster Vertrauter Oscar (sehr agil, darstellerisch etwas outriert: Cathrin Lange) das historisch verbürgte Ende des schwedischen Königs Gustav III. «inszenieren». Leblos liegt der Körper auf steinernem Sockel, die Totenmaske schon auf dem Gesicht. Oscar, der für Gustavo das ist, was Jago für Otello war, mimt Bestürzung, das Volk steht starr im Angesicht des schlimmen Bildes. Doch plötzlich regt sich erst eine Hand, schließlich der ganze Mann; wie frischgeboren springt er lachend vom Totenbett hinunter: War alles nur Spaß, es gibt viel zu tun, packen wir’s an, der Tod kann noch ein bisschen warten. Musik!
Nicht nur in diesem schwarzhumorigen Beginn, der von Jan Croonenbroeck und dem Staatsorchester Darmstadt ...
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Opernwelt Februar 2019
Rubrik: Panorama, Seite 30
von Jürgen Otten
Taschenuhren, Blechwecker, Kuckucksuhren, Weltzeituhren, alles in goldenes Licht getaucht, dazu dieses Ticken, Klicken, Klingeln. Und mittendrin ein freundlicher Zauberer, Modell Gandalf oder Albus Dumbledore, so hat sich das Michael Ende einst ausgemalt. Am Münchner Gärtnerplatztheater ist Meister Hora ein anderer: eng anliegender roter Asia-Anzug, barfüßig, das...
Als «de demi-caractère», zwischen den Fächern des heldischen und des leichten Tenors liegend, bezeichnete man in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts jene Partien der französischen opéra-comique, die wie Gounods Roméo oder Massenets Des Grieux sowohl lyrische Eleganz wie dramatische Kraft, Prägnanz der Artikulation wie Flexibilität der Kopfstimme erfordern....
Das Breitwandspektakel, das Herbert von Karajan 1966 als Regisseur und Dirigent in Salzburgs Großem Festspielhaus unter dem Titel «Carmen» präsentierte, wurde von der Kritik überwiegend negativ aufgenommen. Und das betraf nicht nur die szenische Seite. Der Vorwurf: Karajan habe Bizets opéra-comique zu einer Grand opéra aufgeblasen. Die Verfilmung dieser...