Über die Schulter geblickt
Seine Miene konnte mürrisch sein, sein Ausdruck melancholisch. Ein düsterer Charakter? Im Gegenteil. «Heiter, umgänglich, vergnügt und von Natur aus buffonesk». So beschreibt Giuseppe Carpani Joseph Haydn. Carpani, Zeitgenosse des Komponisten, Literat und Musikinfizierter, hat mit Haydn vierhändig gespielt und nach dessen Tod einen Band mit fiktiven Briefen herausgegeben.
«Le Haydine», 1812 in Mailand erstmals erschienen, war bislang nicht in deutscher Sprache verfügbar, obwohl bereits ein Franzose rechtzeitig den Wert der Beschreibung erkannt und sie, dezent bearbeitet, unter dem Pseudonym Louis Auguste César Bombet als eigenes Werk veröffentlicht hatte. Bekannt wurde dieser Bombet später als Stendhal.
Johanna Fürstauer hat Carpanis Haydn-Erinnerungen nun übersetzt und, um ein Vorwort sowie ein kleines Namenlexikon (leider ohne Register) ergänzt, herausgegeben. Ein anregendes Buch, auch wenn die Brille, durch die Carpani auf Haydn blickt, stellenweise arg rosarot gefärbt ist. Andererseits bietet er interessante Querverweise auf das Musik- und Geistesleben der damaligen Zeit und gewährt Einblicke in Haydns Denk- und Werkstatt. Er erklärt, wie Haydn sich Sammlungen mit Themen ...
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