Tod und Verklärung
Eine weise Entscheidung, als erste Oper im wieder aufgebauten Teatro La Fenice die «Traviata» zu bringen; das Stück hat hier Heimrecht wie kein anderes. Als Verdi es 1853 am selben Ort herausbrachte, verlangte er gemäß der literarischen Vorlage von Dumas, dass die Handlung die Gegenwart abbilden und die bigotte Standesgesellschaft seiner Zeit bloßstellen solle. Das wurde damals vom Theater nicht respektiert.
Jetzt aber nahm Regisseur Robert Carsen zur festlichen Einweihung den alten Maestro beinahe allzu ernst: Seine kranke Kurtisane muss sich durch die kaputte Welt einer drogenverseuchten Partygesellschaft schlagen. Patrizia Ciofi, die sich als Violetta Valéry zur Ouvertüre in schwarze Seidendessous gehüllt auf ihrem Arbeitsplatz, einer üppigen Bettstatt, räkelt, ist ein Eskort-Girl unserer Tage. Um das weiter zu verdeutlichen, lässt Carsen noch vor Beginn der ersten Szene eine Reihe von Freiern an Violettas Bett treten, die ihr gleichgültig Geld vor die Füße werfen. Dass auch danach aus dem trüben Himmel stetig Scheine regnen und vor der beängstigenden Fototapete eines Waldes für romantisch-herbstliches Blätterrauschen sorgen, soll wohl die Kälte des kapitalistischen ...
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Herr Wieler, Herr Morabito, wie kamen Sie eigentlich zu dieser Jugendoper Mozarts?
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Die Produzenten des Gruberova-Labels Nightingale hatten den richtigen ökonomischen Riecher, indem sie diesen «Barbier» erst mal sieben Jahre im Archiv bunkerten: In der Zwischenzeit hat sich der Marktwert des Konzertmitschnitts schätzungsweise verdoppelt. Denn wäre die Aufnahme bereits Ende der neunziger Jahre veröffentlicht worden, wäre sie als reiner...
Das für 106 Millionen Pfund (zirka 150 Millionen Euro) errichtete «Wales Millenium Centre», ein neues internationales Theaterzentrum, öffnete Ende November 2004 in Cardiff seine Pforten. Die Bezeichnung «Opernhaus» wurde vermieden – einerseits, weil man sich breitere öffentliche Akzeptanz erhofft, und zum anderen, weil man jede Erinnerung an das fehlgeschlagene...