Taiwanisches Tagebuch
25. Februar ‒ She
Die ersten Atemmasken und schwarzen Plastikhandschuhe auf dem Frankfurter Flughafen hinterlassen ein ungutes Gefühl. War es das jetzt mit der Normalität, frage ich mich zu einem Zeitpunkt, als von Ladenschließungen, Ausgehsperren, Grenzschließungen und Massenquarantäne in Europa noch keine Rede ist.
Ist das schon «She», die Seuche, das schleichende Gift, das uns alle verändern wird ‒ der Beginn eines Umdenkens auf unserer europäischen Insel, die sich so sicher in der Wiege von Hightech, Globalisierung und der Delegierung aller Gefahren ans Netzwerk sozialer Absicherung fühlte? Und welche Rolle wird in dieser Atmosphäre von Ungewissheit und Angst die Kunst haben? «She» als Chance in der Katastrophe?
Aber noch ist es viel zu früh für solche Fragen, noch lokalisieren wir «She» ‒ trotz überraschend schnell grassierender Fälle in Italien ‒ vor allem in Ostasien. Manche halten es deshalb für eine Schnapsidee, gerade jetzt nach Taiwan zu fliegen, wohin mich das National Symphony Orchestra eingeladen hat, um Appetit auf die geplante Europatournee im April zu machen. Doch als ich in Taipeh aus dem Flieger steige, bin ich der europäischen Zeit nicht nur um sieben Stunden ...
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Opernwelt Mai 2020
Rubrik: Thema, Seite 14
von Michael Struck-Schloen
Ziemlich fies sind diese Nonnen zueinander, zumal dann, wenn eine von ihnen es wagt, eine Ahnung der eigenen Körperlichkeit, womöglich gar unerlaubte Gelüste des Eros zu entwickeln. Das Keuschheitsgelübde aufzuweichen, zieht härteste Strafen nach sich. Das scheinbar so menschenfreundliche Matriarchat braucht Macht so sehr zum Überleben wie das Pendant des...
Die Alten, für die Pest und Cholera, Krieg und Typhus zum Alltag gehörten, kannten das Kunstgewerbe der Negativität noch nicht. Sie waren sich ihres Lebens nicht sicher genug, um sich mit schlechten Aussichten interessant zu machen. Weil die Bedrohung des Lebens so real war, gab es eine Pflicht zum lieto fine, zum heiteren Ende. Denn aller Pessimismus ist viel...
Herr Papendell, schaut man auf Ihre Website, entsteht der Eindruck eines Menschen, der seinen Beruf durchaus augenzwinkernd betrachtet. Stimmt dieser Eindruck?
In gewisser Weise schon, obwohl die Website nicht auf dem allerneuesten Stand ist; die Fotos sind fünf, sechs Jahre alt, ich sollte sie mal erneuern (lacht). Aber im Ernst: Ich bin nun schon so lange an der...