«Theater hat immer mit der Welt zu tun»
Frau Höckmayr, fangen wir mit einem ganz einfachen Thema an – mit der Macht. Was fällt Ihnen zu diesem Topos ein?
Macht ist davon abhängig, wie sie benutzt wird. Sie kann beschneiden, sie kann ermöglichen. Und: Wir müssen sehr präzise sein, bevor wir schimpfen. In der Politik, wie im Opernbetrieb, sind die Details zu komplex, um zu verallgemeinern. Mein Blick auf die Macht hat sich mit der Zeit verändert. Eine machtvolle Position ist ein Amt und vorübergehend, und es ist sehr wichtig, dass sich der Machtinhaber darüber bewusst ist.
Wie definiert sich die Macht eines Intendanten? Definiert sie sich durch die vorgefundenen hierarchischen Strukturen? Durch Verträge? Durch persönliche Autorität? Zuweilen gewinnt man ja auch heute noch den Eindruck, dass sich Intendanten in dieser nach wie vor patriarchal organisierten Opernwelt wie die letzten Menschen (daneben)benehmen dürfen, einfach deswegen, weil ihnen die Struktur die Möglichkeit dazu in die Hände gibt …
Oper entspringt einer feudalistisch-aristokratischen Tradition, ja, das ist manchmal noch immer spürbar. Dieser Anteil unseres Systems weist aber inzwischen starke Risse auf, quasi wie ein Porzellankörper, durch den sich fast ...
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Opernwelt Mai 2024
Rubrik: Interview, Seite 36
von Jürgen Otten
Herr Tsangaris, Herr Ott, wenn man auf die inzwischen ziemlich lange und reiche Geschichte der Münchener Biennale blickt, kann man vielleicht zunächst zwei Phasen unterscheiden. Gründer Hans Werner Henze setzte gern auf junge Künstlerinnen und Künstler, auch aus seinem unmittelbaren Umfeld, Peter Ruzicka als zweiter Biennale-Chef wollte vor allem Komponistinnen und...
Diesem Anfang wohnte zweifellos ein besonderer Zauber inne – auch wenn das Debüt von Wagners «Walküre» in Athen mit kurioser Verspätung stattfand: Mehr als 150 Jahre nach ihrer Uraufführung wurde die Oper erstmals in ihrer Geschichte als Eigenproduktion der Griechischen Nationaloper gezeigt. Wagner in Athen – das klingt noch immer exotisch. Doch das könnte sich...
Wolfgang Rihms Musiktheater «Die Hamletmaschine», 1987 in Mannheim uraufgeführt, hat immer Respekt erfahren, aber dazwischen verging jedes Mal sehr viel Zeit. Geradezu enigmatisch ist Heiner Müllers Textvorlage, immens der Aufwand. Nur wer zu beidem bereit ist – großen Aufwand für unlösbare Rätsel zu betreiben –, hat etwas davon. Zum Beispiel das Staatstheater...
