Tatort Theben

Strawinsky: Les noces | Oedipus Rex
Wuppertal | Opernhaus

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Wenn Theaterregisseurinnen oder -regisseure abends von den Proben müde ins Hotelbett fallen, dann flutscht die Hand gern zur Fernbedienung. Was sie da im TV zu sehen bekommen, hat zwar selten direkt mit Kunst zu tun, kann aber den Blick für das mediale Volksvermögen schärfen – und damit Kunst inspirieren. Dem russischen Opern- und Schauspielregisseur Timofey Kulyabin, der gerade eine erstaunliche «Westkarriere» macht, haben es offenbar die deutschen Kriminalserien à la «Tatort» und «SOKO» angetan.

Man ahnt, warum: Es geht um das wohlige Schaudern, wenn Mord und andere Verbrechen die Gesellschaft wieder einmal infrage stellen; aber auch um die wohlige Rückkehr zur Ordnung, wenn der Kommissar, und sei er noch so schrullig, am Ende alles durchschaut und erklärt.

In Kuljabins Wuppertaler Inszenierung von Igor Strawinskys Opern-Oratorium «Oedipus Rex» – zusammen mit der vorausgehenden Hochzeitskantate «Les noces» – sitzt der ermittelnde Kommissar (Gregor Henze) in einer Kammer auf halber Höhe der Bühnenrückwand. Immer wieder unterbricht er die Handlung, sitzt an seinem Laptop, denkt laut vor sich hin und sortiert die Tüten mit dem Beweismaterial im Mordfall Ödipus. Dabei wird er ...

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Opernwelt November 2019
Rubrik: Panorama, Seite 56
von Michael Struck-Schloen

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