Swissness pur
In ihrem dritten Solo-Album macht Regula Mühlemann auf «Heidi». Das fesche Coverfoto muss ironisch gemeint sein. Doch liest man Interviews mit der Sängerin, ist das alles andere als sicher. Da outet sich die aus dem Luzernischen stammende Sopranistin als «zu hundert Prozent authentisch» und verkündet, für sie sei Franz Schubert und das damit verbundene Bild der Romantik quasi eine Art «musikalische Heidi» und gelte daher für dieses Programm als gesetzt.
Spätestens bei der Lektüre des Booklet-Textes mit seinen marktschreierischen Superlativen merkt der Leser die (kommerzielle) Absicht – und wird nachdenklich.
Schuberts «Der Hirt aus dem Felsen» – so nochmals Mühlemann – «lässt sich wunderbar auf die Schweizer Heidi-Idylle übertragen.» Nun gut: «Heimat» sells. Aber Schuberts schmerzensreiche Meisterwerke als idyllisch-naive Verklärung heimeliger Flur? Selbst wer noch nie von «romantischer Ironie» gehört hat, dem müsste doch auffallen, dass «Romantik» immer vom Verlust (der Heimat, jeglicher Sicherheit), von «tiefer Gram» handelt.
Fangen wir also anders an: Die 33-jährige Regula Mühlemann hat den Durchbruch geschafft. Im Februar 2020 Adina in Donizettis «Liebestrank» an der ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Opernwelt Februar 2020
Rubrik: Hören, Sehen, Lesen, Seite 22
von Anselm Gerhard
Mit den Clowns kommen die Keulen, drei an der Zahl. Fliegen in die Lüfte, stürzen hinab, springen aber wie von Geisterhand gehoben sogleich wieder in die Luft, unzählige Male, wie ein Perpetuum mobile, das sich dem wiegenden 6/8-Takt der Barcarolle anschmiegt, die so butterweich und süßlich kaum je zuvor durch den Graben gondelte, zwischen h-Moll und D-Dur hin und...
Dass die Archive der BBC noch viele vergessene Schätze bergen, erweist sich ein weiteres Mal mit der Veröffentlichung von Aufnahmen der Weber’schen «Euryanthe» (1955) und Mozarts «Le nozze di Figaro» (1961). Die Aufzeichnung von Carl Maria von Webers romantischer Oper – der Musik wegen heiß geliebt, des abstrusen Librettos wegen kaum auf der Bühne zu erleben – war...
Zum Ausklang der Saison 2018/19 stand an der Opera di Roma Mozarts «Idomeneo» auf dem Spielplan – zum ersten Mal seit 1983. Beworben wurde die Koproduktion mit Madrid, Kopenhagen und Toronto als provokative Deutung im Sinne tagesaktueller Krisen. Robert Carsens Neuinszenierung löst das durchaus ein – wobei die freundliche Aufnahme durch das römische Publikum...
