STRENG UND OHNE DROGEN

Wagner: Parsifal LINZ | LANDESTHEATER

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Irgendetwas stimmt hier nicht: Wir sind in einer grauen, grindigen Halle. Auf (Roll-)Stühlen und in alten Fauteuils: zu Skulpturen erstarrte, mit Tüchern verhüllte Figuren. Aber seitab, da sitzt, wie ein irritierender Farbfleck, eine strickende Maid mit blondem, geflochtenem Haarkranz und in blauem Dirndl (Kostüme: Angelika Rieck). Es ist Herzeleide, die gar nicht hierhergehört und die später sehr real die «Stimme aus der Höhe» gibt (Vaida Raginskyte). Bei ihr ist ein Junge auf einem Schaukelpferd, der alsbald die Figuren enthüllen wird.

Es sind – bis auf Parsifal, der hier ja noch das Kind ist – alle, die an diesem «Bühnenweihfestspiel» mitwirken. 

Endzeit: Das ist nicht zum ersten Mal der Raum, wo ein «Parsifal» verortet wird. Die ganze Spanne des Lebens: Das ist der Zielpunkt. Und so sind dann, im dritten Aufzug, Gurnemanz, der Lehrer, und Parsifal, der Sucher, sichtlich gealtert. Der eine geht am Stock, der andere kommt versehrt, kahlköpfig, schwer mit einem Ledermantel behangen, zurück an die Stätte seines ersten Fehltritts. Die beiden Alten belauern sich und erkennen einander doch bald. Für Gurnemanz kann wieder der Frühling beginnen, für Kundry darf das Dienen ein Ende ...

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Opernwelt Mai 2022
Rubrik: Panorama, Seite 60
von Karl Harb

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