Streber!
Wer Thomas Hampson mag, wird ihn nach der Lektüre dieser Biografie noch sympathischer finden, diesen all-American boy aus Washington State, Jahrgang 1955. Hampsons Vater war Nuklearchemiker, Mitglied der Siebenten-Tags-Adventisten und der Held seiner Kindheit. Als Schüler lernt er Trompete, Schlagzeug, Tuba, erhält Gesangsunterricht bei einer Nonne, entscheidet sich aber dennoch fürs Politologie- und Jurastudium.
1978 hat er bei einer Sänger-Sommerakademie sein künstlerisches Erweckungserlebnis, zieht nach Los Angeles, wird Schüler des Baritons Horst Günter, bekommt sein erstes Engagement am Düsseldorfer Opernhaus.
Als könne er es auch heute noch nicht fassen, berichtet Hampson, wie sich bedeutende Mentoren seiner annehmen, Nikolaus Harnoncourt, Elisabeth Schwarzkopf, Jean-Pierre Ponnelle, James Levine, Leonard Bernstein. 1986 geht es richtig los mit der Weltkarriere, gleichzeitig lernt Hampson seine heutige Frau Andrea Herberstein kennen. Dann bricht der autobiografische Teil des Buches ab, und es schließen sich Gespräche mit dem Musikpublizisten Clemens Prokop an, thematisch recht frei flottierende Plaudereien, die gern auch mal bei Details wie dem Unterschied zwischen einem ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Opernwelt Dezember 2014
Rubrik: Hören, Sehen, Lesen, Seite 32
von Frederik Hanssen
Eigentlich sollte Karl Amadeus Hartmanns «Simplicius Simplicissimus» nie von den Spielplänen verschwinden. Die auf Grimmelshausen beruhende Parabel von dem einfältigen jungen Menschen, der Kriegsleid erfährt, hellsichtig gesellschaftliches Unrecht enttarnt und einen Aufstand der Unterdrückten initiiert, spielt in der Zeit des Dreißigjährigen Krieges, zielte aber...
Unterwegs in Londons «Tube» – nach der Premiere von Mozarts «Idomeneo» an Covent Garden – bleibt unser Blick zufällig an einem kuriosen Plakat hängen, einer Werbung der «London Sperm Bank». Wie Pappkameraden sind die Silhouetten von Männern aufgereiht, jeder mit einem Label: teacher, actor, model, lawyer etc. Samenspender zum Ankreuzen; Nachwuchs-Design ohne...
Er atmet schwer, der alte Mann. Einen weißen Leinenanzug hat er angelegt. Als werde es bald Frühling oder Sommer in seinem leeren Lebensabendbunker. Schlurft hierhin, dorthin, hält inne, horcht und blinzelt, ob sich was regt im Halbdunkel zwischen den anthrazitgrauen Wänden. Aber es bleibt still. Kein Laut, nirgends. Nicht mal der schüttere Herbstlaubregen, der aus...