Stimme der Natur
Am Anfang glaubt man Jenufas Mühle zu hören. Nur dass es keine Wassermühle ist, die in Déodat de Séveracs Kurzoper «Le Cœur du moulin – Das Herz der Mühle» (1901-1908) klappert, sondern eine der charakteristischen Windmühlen im südfranzösischen Languedoc. Der Mistral streicht sanft durch die Segel und schwillt dann mächtig an.
Auch Janáceks Pantheismus ist in dieser Musik mit Händen zu greifen – allerdings in einer rauschhaft-nietzscheanischen Variante: Jacques, der bäuerliche Heimkehrer auf die väterliche Scholle hört die Erde, das Herz der Mühle, den murmelnden Bach singen. Und zwar ganz real, als irisierenden Chor in gereimten Sechshebern. Unterdessen verleiht das Orchester dem Wasser, dem Wind, dem Boden und der Hitze lautmalerisch Stimme. Im Gegenzug zur Vermenschlichung der Elemente singen die Winzer verwehte Vokalisen, kaum verständliche Worte, als gehörten auch ihre Arbeitsabläufe und Bräuche zur Seele der Natur. Vertont ist das veristische Bauern-Drama à la «Tiefland» oder «Cavalleria rusticana» in einer an Debussy gemahnenden, doch eigenständigen Klangsprache. Orgiastisch feiert sie die Verschmelzung von Mensch und Natur – ganz im Sinne der Lebensreform-Bewegungen der ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Opernwelt September/Oktober 2010
Rubrik: Medien | CDs und DVDs, Seite 42
von Boris Kehrmann
Am 29. Juni 2010 schien die Sonne über Italien, und sie schien im Norden wie im Süden, im Westen und im Osten. Doch so sehr Helios auch strahlte – das Unwetter, welches ein Mann namens Sandro Bondi ins Werk setzte, war ungleich stärker. Denn an diesem für sämtliche Künste rabenschwarzen Tag passierte jenes Gesetz, das der italienische Kulturminister – mit hoher...
Deutschland
Aachen
Tel. 0241/478 42 44, 0180/500 34 64
Fax 0241/478 42 01
• Operngala (Bosch): 3.9. (Open Air)
• Open-Air-Konzert:
4. (Jakobi), 5.9. (Bosch)
• Kinderkonzert (Jakobi): 5.9. (Mat.)
• Puccini, Madama Butterfly: 19. (P), 26., 30.9.; 7., 9., 16., 22., 30.10.
(Jakobi, Pfeil, Vinciguerra,
Blickenstorfer)
• Der eingebildete Kranke: 25.9.; 17.10.
• Die...
Eigentlich müsste Aribert Reimanns 1971 in Schwetzingen uraufgeführte Öko-Oper «Melusine» nach der surrealistischen Märchen-Tragikomödie Yvan Golls ein Repertoirewerk sein wie der Welterfolg «Lear». Das Sujet, die Zerstörung der «weiblichen» Natur durch «männliche» Ratio, lässt sich aktueller nicht denken. Die Musik ist dramatisch wirkungsvoll, von geheimnisvollem...