
Sprechendes Singen, singendes Sprechen
Händels «Alcina» gehört zu den beliebtesten Barockopern überhaupt. Die Gestalt der Zauberin, die den Ritter Ruggiero betört und auf ihrer Insel gefangen hält, ist aber schon viel früher für das Musiktheater entdeckt worden. Als Festveranstaltung zu Ehren hochherrschaftlichen Besuchs wurde Francesca Caccinis «La liberazione di Ruggiero dall’isola di Alcina» 1625 in Florenz erstmals aufgeführt. Ein aufwendiger Notendruck aus der Entstehungszeit dokumentiert die Bedeutung, die man diesem Anlass gab.
Für die Nachwelt ist er eine wichtige Quelle für die Wiederentdeckung dieses bedeutenden Werks aus der Frühzeit der Oper. Im Mittelpunkt stehen die musikalischen Reden der Hauptakteure, vertont im Stil des recitar cantando, einem «Mittelding» aus Sprechen und Singen, wie es Jacopo Peri, einer der Urväter der Oper, formulierte.
Elena Sartori, die Dirigentin der Neuaufnahme des Werks, lässt ihre Solisten aber eher singen als sprechen, und obwohl sie das mit schönen Stimmen und um Ausdruck bemüht tun, geht im vollen Klang des Gesangs doch so manche Nuance verloren. Die meisten der von Caccini eigens notierten trilli etwa sind fast nicht zu hören, andere Verzierungen dagegen wirken ...
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Opernwelt Februar 2018
Rubrik: Hören, Sehen, Lesen, Seite 22
von Thomas Seedorf
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