Sprechende Künstlichkeit
Lewis Carrolls «Alice in Wonderland» ist ein Kinderbuchklassiker, der es in sich hat. In einer Reihe von Traumsequenzen führt der Dichter seine Hauptfigur durch absurde Situationen mit merkwürdigen, zwischen Tier- und Menschengestalt schillernden Protagonisten und nimmt dabei spielerisch die rigiden Erziehungsmaßstäbe der viktorianischen Zeit aufs Korn. Die koreanische Komponistin Unsuk Chin interessierte sich weniger für den Märchengehalt als für die «verdrehte Logik» der Vorlage.
2007 wurde ihr Opernerstling zur Eröffnung der Münchener Opernfestspiele mit großem Erfolg uraufgeführt (siehe OW 8/2007). Nach dem Grand Théâtre de Genève ist das Bielefelder Theater nun schon die dritte Bühne, die diese Oper auf den Spielplan setzt.
Bühnenbildner Hermann Feuchter zweckentfremdet den Orchestergraben als Spielfläche und rückt das skurrile Personal nah an die Zuschauer heran, während das Orchester im Bühnenhintergrund sitzt. Kühn aufgetürmte Kulissen mit mehreren Spielebenen deuten eine zerfledderte Bibliothek an. Auf Projektionsflächen flimmern seltsame Zeichen, halb abstrakte Formen, halb Hieroglyphen und kurze Filmsequenzen, die wundersame Verwandlungen mehr andeuten und weiter ...
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Opernwelt Juli 2011
Rubrik: Panorama, Seite 41
von Regine Müller
Seit ihrer Geburt im frühen 17. Jahrhundert hat die Kunstform Oper die Geister Italiens gespalten. Jahrhundertelang hatte man sich für sie buchstäblich entschuldigen müssen – gegenüber dem intellektuellen Bildungsbürgertum, das es vorzog, sich für die Wiederbelebung des «echten» griechischen Dramas einzusetzen, ebenso wie gegenüber Vertretern von Kirche und Staat,...
Zum zweiten Mal hat die Vlaamse Opera ihre (zum Teil schon länger bestehenden Kooperationen) mit freien Gruppen wie «Muziektheater Transparant» in Antwerpen, dem Musiktheaterkollektiv LOD in Gent und dem Veranstaltungszentrum De Singel in Antwerpen zu einem kleinen Festival zusammengefasst. Es sind überwiegend flämische und niederländische Künstler, die hier zu...
Am liebsten schreibt sie für Freunde. Für Menschen, die sie gut kennt. Judith Weir hält wenig von Theorien, Programmen oder Schulen. Wichtiger ist ihr der Dialog mit den Interpreten, die ihre Musik aufführen. Egal ob es sich um Profis oder Laien handelt. Hat nicht jede Sängerin, jeder Instrumentalist, jedes Orchester, jeder Chor eine Persönlichkeit, eine spezielle...