Skurril, urgewaltig

Das Orchestra di Piazza Vittorio ist Roms bunteste Musikertruppe. Nun hat sich das Multikulti-Ensemble Bizets «Carmen» vorgenommen

Die Piazza Vittorio liegt in der Nähe des Hauptbahnhofs, im größten multiethnischen Viertel Roms. Vor allem für ihren großen Markt ist sie bekannt, wo man Lebensmittel und Gewürze aus aller Welt bekommt. Seit 2002 trägt auch ein Orchester ihren Namen. Die Mitglieder stammen aus zehn verschiedenen Ländern, sprechen neun verschiedene Muttersprachen. Ihre musikalischen Wurzeln haben sie in der Klassik wie in Rock, Jazz und Weltmusik und ein entsprechendes Instrumentarium.

Ihre «Zauberflöte» wurde in Europa (unter anderem beim Festival in Aix-en-Provence und beim Mannheimer Mozartsommer) und in Bahrain mehr als 200-mal gespielt. Auch mit zwei eigenen Kreationen ist das Ensemble bereits hervorgetreten. Zur Spielzeiteröffnung der Accademia Filarmonica Romana hat das Orchestra di Piazza Vittorio jetzt seine neue Version von Georges Bizets «Carmen» vorgestellt.

Wie bei allen Produktionen spielen, tanzen und singen (akustisch verstärkt) die Musiker auch hier die Solopartien. Ensemblegründer Mario Tronco hat gemeinsam mit Pianist und Hauptarrangeur Leandro Piccioni die Handlung auf 90 Minuten gekürzt, dazu eine aktuelle Lesart des Stoffs gewählt und gleichzeitig das Problem gelöst, diese ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt Dezember 2015
Rubrik: Magazin, Seite 84
von Sabine Radermacher

Weitere Beiträge
Natürlichkeit zweiten Grades

In den 50er- und 60er-Jahren war Elisabeth Schwarzkopf die «andere Primadonna». Doch nach ihrem Abschied von der Bühne 1972 in Brüssel (als Marschallin) und vom Podium 1979 in Zürich blieb ihr Nachruhm gloriolenfrei. Nur gelegentlich wurden ihre Aufnahmen wieder aufgelegt, selten tauchte ihre Stimme (wie die der Callas) als Gefühlsverstärker in Filmen oder in der...

Glitz und Tücke

Das Stück zieht sich immer wieder die Maske eines verbindlichen Lächelns über. Doch dahinter zeigt Monteverdis Altersoper «L’incoronazione di Poppea» ihr wahres Gesicht – und das trägt die Züge von Willkür, Tücke, Zynismus, Grausamkeit. Ein weit angelegter Bilderbogen menschlichen (Miss-)Verhaltens aus der Perspektive des Eros. Dabei versagt sich das Werk – mancher...

«Ich bin kein Meister»

Sir Thomas, Ihre Stimme strahlte stets eine enorme Männlichkeit aus – ohne einen Anflug von Machismo. Eine Frage des Stils?
Eine Absicht steckte nicht dahinter, es war einfach so. Mir wurde schon vor langer Zeit über meine Stimme offen ins Gesicht gesagt: «A baritone with balls ...» Dürfen Sie das überhaupt schreiben? Ich habe das nicht beeinflusst. Für mich war es...