Seelen-Sucherin
Das Buch ist eine Zumutung. Doch wer es nicht gelesen hat, ahnt womöglich nur in Teilen, was Schmerz bedeutet, der Verlust von Hoffnung, Liebe, Glauben. Und nein, Cesare Paveses «Handwerk des Lebens» macht seinem Titel keine Ehre, im Gegenteil. Dieses Tagebuch eines Lebensmüden erzählt von den Abgründen der Existenz, die überall lauern, nicht selten auch in uns selbst, verborgen unter der Haut, mit Wohnsitz in Nähe der Seele (und sei diese nur Teil jener fantastischen Kombination aus 100 Milliarden Neuronen, die durch unseren Kopf flitzen), dem Hauptsitz unseres Unterbewusstseins.
Dort haust der Schmerz, in einer winzigen Dunkelkammer, und Pavese hat ihn beschrieben wie kein Zweiter. «Der Schmerz ist etwas Bestialisches und Wildes, banal und umsonst, naturgegeben wie die Luft. Er ist unangreifbar, entzieht sich jedem Zugriff und jedem Kampf; er lebt in der Zeit, ist dasselbe wie die Zeit; wenn Zuckungen und Schreie kommen, dann nur, um den, der leidet, noch wehrloser zurückzulassen in den Augenblicken, die folgen werden, in den langen Augenblicken, in denen man noch einmal die vergangene Qual auskostet und auf die nächste wartet.»
Büchners Woyzeck würde das, wäre er imstande ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Opernwelt September/Oktober 2022
Rubrik: Magazin, Seite 76
von Jürgen Otten
Unter den zahllosen berühmten Arien aus Georg Friedrich Händels Opern und Oratorien ist sie vielleicht die berühmteste; fast jede Gesangsstudentin und jeder Counter mit Sopranstimme hat die Noten von «Ombra mai fu» irgendwann während ihrer (respektive seiner) Ausbildung auf dem Pult gehabt – einmal, weil dieses zauberhaft-versonnene Schattenstück aus Händels...
Herr Pappano, die neue Spielzeit der Accademia Nazionale di Santa Cecilia in Rom startet am 18. Oktober mit «Elektra». Es ist Ihre letzte Spielzeit als Musikalischer Direktor der Accademia. Warum haben Sie gerade diese Strauss-Oper für die Spielzeiteröffnung ausgesucht?
Ich hätte die «Elektra» an Covent Garden dirigieren sollen, aber wir mussten sie aufgrund der...
Die Lieder Gabriel Faurés haben es, wie die französische Liedkunst insgesamt, außerhalb Frankreichs seit jeher schwer – mit Ausnahme Englands, wo zuletzt, geschart um die beiden Pianisten Graham Johnson und Malcolm Martineau, mit einer Vielzahl von Sängerinnen und Sängern auch die beiden noch immer lieferbaren Gesamtaufnahmen entstanden. Die neue Einspielung durch...