Schwanenzauber
Ein Märchen ist’s, der Titel verrät es. Aber eines, das wohl nur diejenigen kennen, die nicht nur mit Puschkins großen Poemen «Eugen Onegin», «Pique Dame» und «Poltawa», sondern zudem mit den kleineren Schöpfungen dieses großartigen Schriftstellers vertraut sind.
Wladimir Iwanowitsch Belski – jener Literat, der späterhin auch Nikolai Rimski-Korsakows Opern «Die Legende von der unsichtbaren Stadt Kitesch» und «Der goldene Hahn» bedichten sollte – zählte zu ihnen, und als der Komponist auf die Idee verfiel, das Puschkin’sche Sujet zu vertonen, zimmerte er ihm ein Libretto zusammen, welches die Originalgestalt zwar nicht veränderte, aber doch mächtig kürzte; schließlich sollte es eine Märchenoper werden – und diese verlangte nach einem konzisen Text, um der Musik die narrative Oberhand zu überlassen. Am 3. November 1900 kam die Oper im Moskauer Solodownikow-Theater in einer Produktion der Russischen Privatoper von Sawwa Mamontow zur Uraufführung – unter dem rekordverdächtig epischen Titel «Das Märchen vom Zaren Saltan, von seinem Sohn, dem ruhmreichen und mächtigen Recken Fürst Gwidon Saltanowitsch, und von der wunderschönen Schwanenzarewna».
Erzählt wird darin in klassischer ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Opernwelt März 2023
Rubrik: Im Focus, Seite 14
von Jürgen Otten
Claudio Monteverdis «L’incoronazione di Poppea» ist inzwischen die wohl populärste, meistgespielte Barockoper. Das freche, respektlose Libretto verabschiedet die Sphäre des gestelzten Mythos und landet mit der Sex-and-Crime-Handlung aus dem alten Rom im menschlichen Alltag. Wie das «Dschungelcamp» heute zeigen uns schon Monteverdi und sein Librettist Giovanni...
Wenn es um weibliche Ausnahmezustände geht, ist Ausrine Stundyte derzeit erste Wahl: als Elektra, als halluzinierende Renata in Prokofjews «Feurigem Engel», neurotische Judith (in Romeo Castelluccis Deutung von «Herzog Blaubarts Burg« im vergangenen Salzburger Sommer) oder – zuletzt in Münchens erstem Opernhaus – als besessene Nonne in Pendereckis «Teufel von...
Ein Mann will Sex – und holt es sich von vielen.
Mal hier, mal da, es zählt mit: Leporello,
Der selbst kein Bock mehr hat, hier mitzuspielen:
«Ach ja, so ist’s nun mal, ich bin dein Fellow.»
Am Anfang stirbt der Vater Donna Annas.
Erdolcht von ihm, dem alten Schürzenjäger.
Am schönsten sang die Anna, klar: die Callas!
Doch: Wo kein Richter ist, da auch kein...