Schillings: Mona Lisa

Braunschweig

Das Lächeln der Mona Lisa, schon mehr als einmal hat man ihm erotische Motive unterstellt. So auch in Max von Schillings’ einstiger Erfolgsoper «Mona Lisa», die das Staatstheater Braunschweig in mustergültiger musikalischer Interpretation wieder hervorholte. Bewusst wurde der Nazi-Günstling hier in die Reihe der als «entartet» verstoßenen Komponis­ten von Korngold bis Ullmann gestellt, um die musikalische Nähe der ideologisch Geschiedenen aufzuzeigen.
Jonas Alber und das Staatsorchester bieten eine farbenreiche, den dynamischen Rahmen kraftvoll ausschöpfende ­Interpretation.

Fantastisch der boshaft wiegende Walzertakt, zu dem Francesco seine Frau Mona Lisa zwingt, während beide wissen, dass ihr Geliebter Giovanni im luftdichten Schmuckschrank eingeschlossen ist. Für den Bass­bariton Jan Zinkler ist dies prachtvolle Vorlage, um mit differenziertem Stimmeinsatz die sadistische Lust des Machtmenschen hinter der Maske hervorzupressen. Im eks­tatischen Triumph überzeugt er auch mit kraftvollen Tönen, während Alber die Szene zu einer Orchestereruption Wagner'schen Ausma­ßes steigert. Anna-Ka­tharina Behnke begeistert mit ihrem variablen, zu großem Crescendo fähigen Sopran, dem sie auf ...

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Opernwelt August 2005
Rubrik: Kurz berichtet, Seite 52
von Andreas Berger

Vergriffen
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