Schillerndes Spiel
Einen historischen Lidschlag vor Monteverdi wurde in der römischen Valicellakirche ein Werk von Emilio de Cavalieri uraufgeführt, in dem die ferne Nachwelt einen der Haupt-Vorläufer der im Werden begriffenen Gattung Oper erkannte. Zum Heiligen Jahr 1600 präsentierten der Komponist und sein geistlicher Textdichter Agostino Manni mit der «Rappresentazione di anima e di corpo» so etwas wie eine theatralisierte Predigt mit Tänzen, Gesängen, Instrumentalstücken und dramatischen Formen.
Dabei zeigt sich Cavalieris reifes Meisterwerk (der Komponist starb zwei Jahre später 52-jährig) als ein schillerndes Produkt der jesuitischen Gegenreformation. Dieses Lehrspiel nimmt das verbreitete memento-mori-Weltgefühl jener Zeit zum Anlass, den paulinisch-christlichen Widerstreit zwischen Körper und Geist, weltlichen Versuchungen und himmlischen Verheißungen aufzugreifen und, in vielerlei Anläufen, die Hinfälligkeit jeglicher Lustsuche und die dauerhafte Freude am ewigen Leben zu propagieren. Die
beabsichtigte fromme Askese setzt sich freilich paradox in Szene – mit musikalisch luxurierendem Klangrausch und einem drastisch nervrüttelnden Verlockungs- und Gruselspiel des entfesselten Mimus. Wen ...
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Opernwelt September/Oktober 2013
Rubrik: Magazin, Seite 101
von Hans Klaus Jungheinrich
I. Der Alidoro von Caracas
Womit beginnen? Mit der poetischen Besinnlichkeit der Eröffnungsrede von José Antonio Abreu, dem Alidoro von Caracas, dessen Sistema die Aschenputtel aus den venezolanischen Slums zu musikalischen Prinzen und Prinzessinnen machte? Das Youth Orchestra of Caracas ist ein wundersames Beispiel dafür; beim Eröffnungsakt lässt es die...
Er ist schon ein Teufelskerl, dieser Graf Opalinski. Im Untergrund kämpft er gegen die sächsischen Besatzer, gibt sich als Student Jan aus, wird verhaftet, kommt frei, weil Oberst Ollendorf ihn für einen amourösen Racheplan braucht – und befreit listig seine Heimatstadt Krakau. Bei der Mörbischer «Bettelstudent»-Premiere ist Gert Henning Jensen, hochgewachsen und...
Die handschriftliche Originalpartitur von Verdis «Otello» und eine Druckplatte vom Erstdruck der Partitur seines «Falstaff»: zwei Prunkstücke, die in Berlin noch bis zum
15. September zu bewundern sind (www.enterpriseopera.com). Nachdem Bertelsmann BMG im Jahr 2007 den dreizehn Jahre zuvor erworbenen Verlag Ricordi aus kartellrechtlichen Gründen weiterverkaufen...
