Schicksalsmelodien
Das eigene Sterben, den eigenen Tod öffentlich auszustellen, war lange ein Tabu. Inzwischen ist die (Selbst-)Darstellung des Lebensendes sogar auf dem Boulevard anzutreffen: Über Monate beherrschte in Großbritannien eine junge Frau namens Jade Goody die Medien, die durch eine britische «Big Brother»-Staffel zu zweifelhafter Bekanntheit gekommen war und nach einer Krebsdiagnose die tödliche Krankheit medial vermarktete.
Am Wochenende ihres Todes meldete sich Christoph Schlingensief – auch er sucht seit der Entdeckung einer Krebserkrankung die mediale Offensive – mit seinem aktuellen Projekt «Mea culpa» am Wiener Burgtheater zurück. Nach dem Bayreuther «Parsifal», einem «Fliegenden Holländer» in Manaus und Walter Braunfels’ «Johanna» an der Deutschen Oper Berlin unternimmt er hier einen neuen Ausflug ins Musiktheater – und präsentiert eine «ReadyMadeOper», in der sich Vorgefundenes und Neues wie in einem Pasticcio mischen.
Zweieinhalb Stunden setzt sich der Regisseur, Filmemacher und Aktionskünstler mit seinem Schicksal auseinander, zeigt mögliche Ursachen auf, karikiert Wunderheilungen (ein Ayurveda-Zentrum mit bizarrem Leitungsteam), baut Brücken ins Jenseits, das er sich so lange ...
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«Celebrities» hieß eine Berliner Ausstellung im Hamburger Bahnhof, die Andy Warhol und seinen Stars huldigte. Gleichzeitig analysierte man dort den «Kult des Künstlers», eines allmächtigen «Schöpfers», in dessen Seele Gespenster oder Teufel hausen können. «Reliquien vom Künstlergott haben zu wollen», so der Berliner Museumschef Peter-Klaus Schuster, «das treibt den...
Wenn Text und Musik einer Opernpartitur die Grundlage aller Überlegungen für eine Inszenierung abgeben, wie Regisseure gern betonen, ohne immer danach zu handeln, dann gilt für die Werke Richard Wagners noch etwas anderes. Das Wesen des Musiktheaters, der Kern, war für ihn das Drama, «das wirklich vor unseren Augen sich bewegende Drama», das, was in Bildern einer...
Herr Uusitalo, bei der «Walküren»-Premiere an der Wiener Staatsoper versagte Ihnen im letzten Jahr auf offener Bühne die Stimme. Was fühlt man in so einem Moment?
Für mich war das natürlich ein ziemlicher Schock. Ich hatte geglaubt, ich könnte das schaffen, obwohl ich krank war – auch weil der Arzt mir grünes Licht gegeben hatte. Aber das war etwas zu optimistisch,...