Schauerdrama

Das Festival Les Chorégies d’Orange zeigt Wagners «Fliegenden Holländer» vor historischer Kulisse

Opernwelt - Logo

Wagner im Amphitheater? In den Siebziger- und Achtzigerjahren war das ein fester Pfeiler des «Chorégies»-Festivals. Karl Böhm hat unter dem provenzalischen Sternenhimmel den «Tristan» dirigiert, Birgit Nilsson Isolde und Brünnhilde gesungen, Sawallisch einen «Parsifal» mit René Kollo gestemmt. Doch nach einem «Ring» mit Marek Janowski 1988 setzte man in Orange immer mehr auf die Marken Verdi, Puccini und Bizet.

Wie sehr der einstige Ruf in Sachen Wagner verspielt ist, musste die Festivalleitung in diesem Sommer konstatieren, als man zum Jubiläumsjahr mit dem «Fliegenden Holländer» den ersten Wagner seit 1997 ins Programm nahm: Selbst bei der einzigen Aufführung blieben Plätze frei, die zweite Vorstellung wurde abgesagt.

Schade eigentlich, denn das Gebotene war durchaus respektabel. Regisseur Charles Roubaud setzte den «Vaisseau fantôme» als effektvolles Schauermärchen in Szene. Dank stupender Videotechnik gelang es erstaunlich gut, die Riesenmauer des Amphitheaters in einen stimmungsvollen Schauplatz am Meer zu verwandeln, und der düstere Schiffsbug, der aus der antiken Kulisse ragte, rief ein übers andere Mal Gänsehaut hervor. Für (wohlige) Schauer sorgte auch der finnische ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt September/Oktober 2013
Rubrik: Magazin, Seite 97
von Dieter Lintz

Weitere Beiträge
Editorial September/Oktober

Das ist doch was. Da steht man mitten in Richard Wagners großem Salon, es riecht nach Holz und Mauerwerk, der Putz ist ab, der Stuck löchrig und der Boden bedeckt mit Staub und Plastikplanen. Von dort schaut man auf Vitrinen und Videoanimationen: lauter realisierte und nicht realisierte Luftschlösser. «Götterdämmerung» heißt die Ausstellung in der Villa Wahnfried....

In Bestform

Achtzehn Koproduzenten weisen die fünf Premieren des Festivals in Aix-en-Provence diesen Sommer auf. Da schwant einem nichts Gutes. Das nach Salzburg und Bayreuth bedeutendste Opernfest in Europa als routinierte Probebühne für das, was in der folgenden Saison über die gesammelten Musiktheater-Bühnen tingelt? Oper – auf den kleinsten gemeinsamen Nenner gebracht? So...

Cave Canem

Um 21.12 Uhr taucht die Sonne in den Bodensee – nicht zu den Klängen der «Zauberflöten»-Ouvertüre, noch nicht, sondern zu dumpfen Trommelschlägen. Ein Drachenboot umfährt den linken der drei Drachenhunde (anstelle der drei Tempel Vernunft, Weisheit und Natur) und zieht eine feierliche Kurve um den Panzer der Weltschildkröte, die Johan Engels als Bühne in den...