Schachtelkopfkino
Man sieht, was Rainer Sellmaier jetzt für Tobias Kratzers «Hoffmann» gebaut hat, immer häufiger: das Verkasteln des Bühnenraums in simultane Spielorte. Das ist gut, wenn es um die szenische Analyse eines mehrschichtigen Geschehens geht. Dass Offenbachs und Barbiers Hoffmann-Komplex zu diesen Stücken zählt, daran kann kein Zweifel bestehen. Schade bloß, dass wir einen langen Abend lang im zentralen Schachtelraum immer in ein etwas steril beleuchtetes Künstlerstudio schauen müssen.
Darin steht auch ein schäbiges Klavier, aber eigentlich macht dieser Hoffmann irgendetwas mit Foto und Grafik. Gerade hat er wohl eine «Stella»-Serie in Arbeit, aber meistens liegt er trunken auf dem Bett; seine trist-bohèmistischen Freunde schauen mal vorbei, es gibt Pizza und Bier und nebenbei was von Klein Zack. Doch zu Hoffmanns Glück kümmert sich seine Muse um ihn. Sie kann einem leidtun, so unermüdlich sie hier aufräumt, sorgt und die Hände ringt, weil ihr Künstler sich dauernd in neue katastrophale Liebestrips stürzt und am Ende, in Giuliettas Underground der Laster, sogar an der Nadel hängt. Aber sie liebt ihn ja.
Tapfer singt Irene Roberts gegen die Blässe ihrer Figur an. Gegen die strahlenden ...
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