Schachtelkopfkino
Man sieht, was Rainer Sellmaier jetzt für Tobias Kratzers «Hoffmann» gebaut hat, immer häufiger: das Verkasteln des Bühnenraums in simultane Spielorte. Das ist gut, wenn es um die szenische Analyse eines mehrschichtigen Geschehens geht. Dass Offenbachs und Barbiers Hoffmann-Komplex zu diesen Stücken zählt, daran kann kein Zweifel bestehen. Schade bloß, dass wir einen langen Abend lang im zentralen Schachtelraum immer in ein etwas steril beleuchtetes Künstlerstudio schauen müssen.
Darin steht auch ein schäbiges Klavier, aber eigentlich macht dieser Hoffmann irgendetwas mit Foto und Grafik. Gerade hat er wohl eine «Stella»-Serie in Arbeit, aber meistens liegt er trunken auf dem Bett; seine trist-bohèmistischen Freunde schauen mal vorbei, es gibt Pizza und Bier und nebenbei was von Klein Zack. Doch zu Hoffmanns Glück kümmert sich seine Muse um ihn. Sie kann einem leidtun, so unermüdlich sie hier aufräumt, sorgt und die Hände ringt, weil ihr Künstler sich dauernd in neue katastrophale Liebestrips stürzt und am Ende, in Giuliettas Underground der Laster, sogar an der Nadel hängt. Aber sie liebt ihn ja.
Tapfer singt Irene Roberts gegen die Blässe ihrer Figur an. Gegen die strahlenden ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Weltabschiedsweise tönt es gleich mit den ersten Takten aus dem Orchestergraben – mit einem Zitat aus dem dritten Aufzug von Wagners «Parsifal». Der Blick ins Libretto von Yona Kim, die ihre eigenen Szenenanweisungen als Regisseurin der Uraufführung freilich durchweg ignoriert, offenbart für das Vorspiel von Peter Ruzickas dritter Oper dazu passend «eine Lichtung...
Ambivalente Gefühlswelten der Liebe lotet die französische Sopranistin Sandrine Piau in ihrer neuesten Solo-CD aus, die sie unter dem Titel «Chimère» – (zu deutsch: Hirngespinst, hier vielleicht besser übersetzt mit: schillernde Täuschung) – veröffentlicht hat. Mit ihr beschließt sie ihr Triptychon von Kunstlied-Programmen, das sie – stets an der Seite von Susan...
59. Jahrgang, Nr 7
Opernwelt wird herausgegeben von
Der Theaterverlag – Friedrich Berlin
ISSN 0030-3690
Best.-Nr. 752313
Redaktion Opernwelt
Nestorstraße 8-9, 10709 Berlin
Tel.: +49(0)30/25 44 95 55
Fax: +49(0)30/25 44 95 12
redaktion@opernwelt.de
www.der-theaterverlag.de/opernwelt
Redaktion
Jürgen Otten, Albrecht Thiemann (V. i. S. d. P.)
Redaktionsbüro
Andrea Kaiser...