Sanfter Riese
Noch bevor der erste Ton der neuen «Meistersinger» an der Welsh National Opera (WNO) zu hören war, platziert Richard Jones die Botschaft seiner Inszenierung: Auf dem Vorhang sieht man eine gewaltige, im Sergeant-Pepper-Stil gestaltete Collage mit Porträts deutscher Künstler aus vier Jahrhunderten. Das Spektrum reicht von Bach und Beethoven bis Bausch, Berghaus und Brandauer. Zum Schluss taucht diese Galerie noch einmal auf, wenn Mitglieder des Chores Bilder eben dieser Künstler hochhalten.
Auf eingangs verteilten Handzetteln gab es Namen zu den Bildern, so dass man während der Pause Identitäten klären oder auch erraten konnte.
An Wagners Eloge auf die heilige deutsche Kunst haben sich deutsche Regisseure, die die politischen Implikationen, zumal die nationalsozialistische Vereinnahmung des Werks, nicht ausblenden wollen, stets gerieben. Richard Jones betrachtet das Stück aus einer anderen Perspektive. Er scheint sich an das berühmte Motto Neubayreuths von 1951 zu halten: «Hier gilt’s der Kunst». Am Anfang und am Ende dieser «Meistersinger» weist uns die Regie demonstrativ darauf hin, dass es viele Gründe gibt, deutsche Kunst zu feiern. Und sie zeigt Künstler, die Werte geschaffen ...
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