Sanfter Riese

Das liegt ihm viel besser als der Wotan: Bryn Terfel singt an der Welsh National Opera erstmals den Hans Sachs in Wagners «Meistersingern»

Opernwelt - Logo

Noch bevor der erste Ton der neuen «Meistersinger» an der Welsh National Opera (WNO) zu hören war, platziert Richard Jones die Botschaft seiner Inszenierung: Auf dem Vorhang sieht man eine gewaltige, im Sergeant-Pepper-Stil gestaltete Collage mit Porträts deutscher Künstler aus vier Jahrhunderten. Das Spektrum reicht von Bach und Beethoven bis Bausch, Berghaus und Brandauer. Zum Schluss taucht diese Galerie noch einmal auf, wenn Mitglieder des Chores Bilder eben dieser Künstler hochhalten.

Auf eingangs verteilten Handzetteln gab es Namen zu den Bildern, so dass man während der Pause Identitäten klären oder auch erraten konnte.

An Wagners Eloge auf die heilige deutsche Kunst haben sich deutsche Regisseure, die die politischen Implikationen, zumal die nationalsozialistische Vereinnahmung des Werks, nicht ausblenden wollen, stets gerieben. Richard Jones betrachtet das Stück aus einer anderen Perspektive. Er scheint sich an das berühmte Motto Neubayreuths von 1951 zu halten: «Hier gilt’s der Kunst». Am Anfang und am Ende dieser «Meistersinger» weist uns die Regie demonstrativ darauf hin, dass es viele Gründe gibt, deutsche Kunst zu feiern. Und sie zeigt Künstler, die Werte geschaffen ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt August 2010
Rubrik: Im Fokus, Seite 12
von Andrew Clark

Vergriffen
Weitere Beiträge
Blickwechsel

Multikulti und Barock – geht das zusammen? Ja, sagt der argentinische Musiker und Dirigent Gabriel Garrido in einem Interview für das Festival «Theater der Welt», das in diesem Jahr in Mülheim und Essen Station machte. «Die Welt des Barock öffnet sich anderen Welten, reist um den Planeten, entdeckt das Universum. ... Das Expressive des Barock ist ein Gegengift...

TV-Tipps Klassik

PROGRAMMTIPP: «Lulu»

Frank Wedekinds Lulu-Tragödien machten nicht nur auf der Schauspielbühne Furore. Alban Berg stellte die «Nachtwandlerin der Liebe» (Karl Kraus), die sich jenseits aller moralischen Konvention bewegt, ins Zentrum seiner letzten (unvollendet gebliebenen) Oper. Nun bringen die Salzburger Festspiele in der Felsenreitschule eine Neuproduktion der...

Späte Premiere

Ein «Traktat über die heilende Kraft homosexueller Liebe» nannte der Librettist E. M. Foster Benjamin Brittens Oper «Billy Budd». Doch spielte dies in der Rezeptionsgeschichte des Werks kaum eine Rolle. Zum Thema Männerliebe verhielten sich die Engländer, zumal die Vertreter der Mittel- und Oberschicht, lange ambivalent. Gern zitierte man in diesem Zusammenhang...