Rusalka und ihre neun vergessenen Geschwister
Der Beginn war wenig ermutigend. Die 1870 vollendete, heroische Oper «Alfred» erlebte ihre Uraufführung 1938 in Prag und wurde dann erst wieder 2014, und auch nur konzertant, gegeben. Dabei ist Theodor Körners deutsches Libretto so übel nicht, schon Flotow und Raff hatten es vertont. Auch an melodischer Erfindungsgabe, packenden Szenen und origineller Instrumentation herrscht kein Mangel.
Ein bemerkenswerter Clou gelang ihrem Schöpfer Antonín Dvořák mit dem Leitmotiv König Alfreds, das – achtzehn Jahre vor deren Komposition – wie die «Internationale» klingt und die Oper eigentlich auf sämtliche sozialistische Spielpläne hätte katapultieren müssen …
Dvořák wählte fortan tschechische Libretti, folgte aber in «König und Köhler» (Král a uhlíř) noch radikaler der neudeutschen Richtung. Intrikate Polyphonie, höchste spieltechnische Anforderungen und komplexe Ensembleszenen führten dazu, dass Sängerinnern und Sänger sowie das Orchester rebellierten und Bedřich Smetana die Proben abbrechen musste. Also schrieb Dvořák, unter Beibehaltung des Textes, die ganze Oper neu. Sie fand 1874 begeisterte Aufnahme. Dvořák selbst führte 1887 in seinem letzten Auftritt als Operndirigent eine Revision ...
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Opernwelt Jahrbuch 2022
Rubrik: Dvořák Dekalog, Seite 148
von Volker Tarnow
Schon der Anfang: die reine Musik. Musik als Theater, Theatermusik. Dazu ein Schauspiel von erhabener Größe, unvergleichlich grandios übersetzt von Hans Wollschläger, man lässt sich diese Sätze immer wieder gerne auf der Zunge zergehen: «Stattlich und feist erschien Buck Mulligan am Treppenaustritt, ein Seifenbecken in Händen, auf dem gekreuzt ein Spiegel und ein...
An der Oper Frankfurt, scheint es, führt kein Weg mehr vorbei. Sie behauptet ihren Platz an der Spitze im deutschsprachigen Raum mit Zähigkeit und Exzellenz. Woran liegt das? Wie wird man so oft «Opernhaus des Jahres»? Zum sechsten Mal insgesamt, zum fünften Mal allein in der Intendanz von Bernd Loebe, die nun auch schon mehr als zwei Jahrzehnte währt? Antwort:...
Eine streng geregelte Kindheit habe er gehabt, sagte Georg Kreisler einmal. Diese Kindheit begann am 18. Juli 1922 in Wien und nicht am 25. Dezember, wie die jenes in «Für was bist du gekommen?» (1966) besungenen Kindes, das alle möglichen Wünsche von seiner (jüdischen) Familie unter die Babyachsel zahlreicher potentieller schlechter Gewissenszustände geklemmt...