Rückgriff auf die Antike
Natürlich ist «Elektra» weltweit ein fester Bestandteil des Opernrepertoires, doch musste die Oper genau 101 Jahre auf ihre Erstaufführung im südtirolischen Bozen warten. Die dort erarbeitete Inszenierung versteht sich als eine überregionale Koproduktion mit so traditionsreichen Häusern wie den Teatri Comunali von Modena und Ferrara sowie dem Municipale von Piacenza.
Es stimmt: Keines der Traditionshäuser in der Emilia Romagna verfügt über einen Graben, der die 115 von Strauss geforderten Orchestermitglieder fassen könnte.
Und so warteten Regisseur Manfred Schweigkofler und seine Bühnenbildner mit einem raffinierten Konzept auf, das der logistischen Herausforderung mit einer Innovation – präziser: mit einem Rückgriff auf das antike Griechenland begegnete. Wie ein griechischer Chor ist der gigantische Orchesterapparat im Halbrund des Auditoriums hinter den Sängern gruppiert, und zwar sichtbar – wenn auch nur als konturlos bedrohliche Masse hinter einem schwarzen Schleier. Der Chor erscheint beiderseits eines großen Innenhofes auf zwei Türmen postiert, deren Gerüste, Podeste und bewegliche Brücken für den mykenischen Königspalast stehen. Die «Underdogs», namentlich Elektra und die ...
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