Raster der Welt
Dass Großbritannien ein Paradies für Exzentriker jedweder Couleur sei, ist keineswegs bloß ein wohlfeiles Klischee. Wohl in keinem zweiten Land der Alten Welt werden private Marotten, bizarre Gebräuche und Umständlichkeiten im öffentlichen Leben mit einer so weitherzigen, selbstverständlichen Toleranz bedacht (und zum Gegenstand eines erfrischend selbstironischen Humors) wie im Vereinigten Königreich. Doch eine Eigenart dürften die Untertanen der Queen kaum als lässliche Schrulle durchgehen lassen – germanophile Neigungen.
Deutsche Kultur und Lebensart stehen, zumal nach den Erfahrungen der Weltkriege, nach wie vor unter Generalverdacht, zumindest hinter vorgehaltener Hand: Wer weiß schon, wann die Teutonen das nächste Mal durchknallen.
Um so erstaunlicher wirkt das enthusiastische Interesse, das man auf der Insel ausgerechnet einer Symbolfigur deutscher Leitkultur wie Richard Wagner entgegenbringt. Nicht nur, dass sich das Virus seiner buchstäblich sagenhaften Opern lange vor den Katastrophen des 20. Jahrhunderts auf der anderen Seite des Kanals ausgebreitet hatte – was nicht zuletzt die berühmten Wagner-Texte George Bernard Shaws bezeugen. Gut hundert Jahre später scheint die ...
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Die Zuschauer auf den Plätzen vorne links, sonst bestens bedient, haben diesmal das Nachsehen: Anthony Pilavachi stellt ihnen ein Fernsehgerät vor die Nase und verbaut ihnen, da seine Personalregie der Bodenakrobatik verpflichtet ist, einige der interessantesten Einsichten – etwa, wie nahe sich Konstanze und der Bassa denn nun wirklich kommen. Schade, denn die...
Ein Komet am Opernhimmel – und eine Laufbahn, die zu den kürzesten in der Chronik des Musiktheaters zählt. Diese Laufbahn begann sensationell mit dem allseits umjubelten Debüt als Aida der 20-jährigen Elevin am Studio des römischen Opernhauses. Das war im September 1951. Ziemlich exakt neun Jahre später bestritt dann die weltweit gefeierte Diva ihren letzten...
Mit seinem ersten Operndirigat im auferstandenen «Teatro La Fenice» huldigte Venedigs Musikchef Marcello Viotti seiner besonderen Leidenschaft: der Pariser «Grand Opéra». Massenets Fünfakter «Le Roi de Lahore», ein seit langem wenig gespielter Klassiker der Gattung, erlebte unter Viotti, der zugleich auch eine kritische Edition der Partitur besorgte, eine...