James Conway bei einer Probe zu «King Priam»; Foto: Theater/Bill Knight

Qualitätsarbeit ohne Firlefanz

Die English Touring Opera schreibt eine gute britische Tradition fort – mit großer Entdeckerfreude und gesundem Realitätssinn

Das Markenzeichen der English Touring Opera? Klar, die Herumtreiberei. Aber auch eine verblüffende musikalische Kompetenz, ein betont schlichter Inszenierungsstil – und ein Programm, das so manchem gut finanzierten Theatertanker als Vorbild dienen könnte.

Nominell hat die ETO ihren Sitz in der Hauptstadt, doch eine feste Spielstätte gibt es nicht: Landesweites Ausschwärmen ist ihr Metier. In der Adresswahl spiegelt sich der London-Zentrismus der Branche. Der Arts Council unterstützt die Truppe mit rund 1,8 Millionen Pfund pro Saison.

Weil er (zu Recht) den Rest des Landes stärken will, wäre ein Briefkasten anderswo durchaus sinnvoll. Fänden allerdings Vorsingen und Proben außerhalb der Kapitale statt, triebe das die Kosten in die Höhe – weil sich die freien Künstler eben auch in London tummeln.

Die Premieren in der Metropole kommen einem Spielplan, wie Kompaniechef James Conway ihn seit 15 Jahren ausheckt, durchaus entgegen. Klar gibt es mal die «Zauberflöte» oder «La Bohème». Aber auch Rares von Händel, Cavalli und Donizetti, Titel wie Michael Tippetts «King Priam», Victor Ullmanns «Kaiser von Atlantis», Carlisle Floyds «Susannah» und Alexander Goehrs «Promised End», obendrein ...

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Opernwelt Januar 2018
Rubrik: Magazin, Seite 70
von Wiebke Roloff

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