Prächtige Stimmung
Im Jahr 1836 dirigierte Richard Wagner in Magdeburg die Uraufführung seiner zweiten Oper: «Das Liebesverbot». Es muss eine chaotische Aufführung gewesen sein: Zu wenig Proben, überforderte Sänger, private Konflikte innerhalb des Ensembles: Nun, genau 180 Jahre später, fand in Straßburg die französische Erstaufführung des Frühwerks statt – sorgfältig vorbereitet, mit souveränen Sängern und in einer subtil-gewitzten Inszenierung.
Kurz: Die Opéra national du Rhin unter Leitung von Marc Clémeur zeigt wieder einmal, wie man den Spielplan um gezielt ausgewählte Raritäten bereichert – und die richtigen Künstler dafür auswählt.
Mariame Clément hat noch nie Wagner inszeniert. Aber sie kennt sich aus mit barocker Oper. Sie weiß, wie man hohles Pathos ironisch anrempelt, übermenschliche Herrscher auf den Boden ihrer Eitelkeiten holt und musikalische Pointen in Körpersprache übersetzt. Dem «Liebesverbot» bekommt das ausgezeichnet. In einem Café, das aus den Zwanzigerjahren stammen und fast überall in Europa stehen könnte (Bühne: Julia Hansen), feiert eine ausgelassene Gesellschaft «Happy Birthday». Die Hochzeitsmusik aus «Lohengrin» weht herein; ein wilder Lockenkopf, halb Kreuzritter, halb ...
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Opernwelt Juli 2016
Rubrik: Panorama, Seite 42
von Stephan Mösch
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Das Stadttheater Bern steht neuerdings (und noch bis Anfang der kommenden Spielzeit) mitten im schweizerischen Regierungsviertel; vom Waisenhausplatz aus blickt der Kubus, die provisorische Spielstätte während der renovationsbedingten Schließung des Stammsitzes, geradewegs hinüber zum Bundeshaus. Geschickt nimmt das von Stephan Märki geleitete Berner Ensemble die...
Im Mai erlebte Lissabon ein längst überfälliges Revival: «Lindane e Dalmiro», eine tragikomische Oper von João Cordeiro da Silva, uraufgeführt 1789 zum Geburtstag von Königin Maria I. Für die Kammerproduktion hatte die Nationaloper trotz schmalen Budgets exzellente Sänger engagiert. Stück wie Komponist sind heute fast ganz in Vergessenheit greaten, doch an diesem...