Postlagernd
Am besten funktioniert noch immer das Original. Auch wenn es wie hier eine Reduktion ist von Beethovens Arie auf Florestans schmerzvolle Gesangslinie, gestützt von einem dürren, solistisch besetzten Instrumentalgerüst. Sein Schrei nach dem «himmlischen Reich» beendet diese 70 Minuten, die so etwas sind wie «Fidelio 2.0». Eine musiktheatralische Untersuchung der Kraftfelder dieser Handlung, ein Forschen nach echtem, geraubtem oder virtuellem Gefühl. Immer wieder wetterleuchtet Beethovens Oper auf, gesungen, gespielt, verfremdet, fragmentiert.
Eine bewegte, nicht sonderlich bewegende Installation mit dem Namen «[catarsi]», für die Münchens Opernfestspiele in den Postpalast unweit des Hauptbahnhofs bitten.
Dabei darf man auch die Eingeweide des Gebäudes erkunden: Nach einem Gang durch dunkle Kellerflure geht es in den großen Raum unter der Kuppel, wo das Musiktheaterkollektiv Agora, Dirigent Benedikt Brachtel samt den Solisten Laura Tatulescu, Alban Lenzen und Kristofer Lundin (vor allem er lässt aufhorchen) ihre «Fidelio»-Splitter reichen.
Das ehemalige Paketzustellamt aus den 1920er-Jahren ist heute Raum für Events – von Rockkonzerten bis zur FC-Bayern-Meisterfeier. Die Bayerische ...
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Jetzt, wo sogar die Spielzeitvorschau der Berliner Lindenoper den Weg von der Druckerei in die Briefkästen gefunden hat, hüpfen die Augen wieder einmal vor Freude. Wie reich haben uns die Opernhäuser beschert! Nicht nur mit bunten Farben und ausgefallenen Papiersorten, sondern auch mit vielen «special effects» – grafische, versteht sich. Manche Broschüre scheint...
Schon während der Aufführung fragt man sich, warum eigentlich dieses 1890 in Turin uraufgeführte Werk nicht in den Spielplänen auftaucht. Liegt es daran, dass der 1893 im Alter von nur 39 Jahren verstorbene Alfredo Catalani zwischen den beiden Schwergewichten Verdi und Puccini erdrückt wurde? Oder an der Vermessenheit, einen so eminent deutschen Stoff wie die...
Eine indische Frau kann auch ohne roten Bindi auf der Stirn schön sein, wenn sie Olga Peretyatko heißt (die freilich neuerdings auch den Namen ihres italienischen Dirigentengatten Michele Mariotti führt) und über einen eleganten, kraftvollen Sopran verfügt. Dass die dramatisch überzeichneten Koloraturen nicht recht passen wollen zu einer Priesterin, fällt dabei...
