Panischer Stillstand
Eine prominente Auszeichnung in Deutschlands Medienwelt hatte Berlin in den letzten Jahren sicher: Bei der jährlichen Kritikerumfrage der «Opernwelt» bekam die Hauptstadt der Republik regelmäßig den Titel «Ärgernis des Jahres», die rote Laterne der Branche, zugesprochen. Mit dem, was auf den Bühnen passierte, hatte das meist nur wenig zu tun, umso mehr jedoch mit der scheinbar endlosen Soap Opera, die hinter den Kulissen stattfand. Denn so viel Streit, Intrigen, Rücktritte und Skandale wie in und um Berlins Opern hat es in den letzten Jahren kaum irgendwo gegeben.
Seit der Wiedervereinigung machte die neue Opernhauptstadt nur selten durch maßstäbliche Produktionen und aufregende Inszenierungen von sich reden, dafür aber verging kein Jahr, in dem nicht irgendein neues Horrorszenario mit Schließung oder Fusion drohte, sich plötzlich eine klaffende Finanzierungslücke auftat oder ein Generalmusikdirektor das Handtuch warf. Die Berliner Kultursenatoren blieben im Durchschnitt nicht mal so lange im Amt wie Fußballtrainer. Einer tatsächlich staunenswerten Vielfalt des Opernangebots stand (und steht) eine ruinöse Haushaltslage der Stadt gegenüber. Die Aufmerksamkeit von Presse und ...
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Opernwelt Februar 2005
Rubrik: Special: Opernstiftung Berlin, Seite 50
von Jörg Königsdorf
s ist kalt in Frankfurt. Knappe zehn Minuten nur dauert der Weg vom Hauptbahnhof bis zum Schauspielhaus: weißlicher Atemhauch aus Trinkerkehlen, blinkende Sex-Shop-Leuchtschriften, misstrauisch dreinblickende Passanten und gierige Krähen, die sich um halbverzehrte Döner balgen. Gefrorene Herzen, einsames Elend der Heruntergekommenen. Und vorbeieilende Banker dazu,...
Seit dem Wiederaufbau des abgebrannten Hauses (1999) sucht das Gran Teatre del Liceu in Barcelona wieder in der Ersten Liga der internationalen Opernhäuser mitzuspielen. Einige jetzt auf DVD veröffentlichte Aufführungen sind da durchaus Erfolg versprechend, auch wenn es sich zumeist um eingekaufte Produktionen handelt.
Rossinis Krönungsoper «Il viaggio a Reims»,...
An der Berliner Staatsoper Unter den Linden haben Sie gerade Ihr Rollendebüt als Janáˇceks Katja Kabanova gegeben – mit einem Regisseur, Michael Thalheimer, der vorher noch nie eine Oper inszeniert hat. Wie verliefen die Proben?
Sehr ungewöhnlich. Spannend. Thalheimer hat eine neue Form des Ausdrucks gesucht. Neu zumindest für die Oper. Es ist eine ganz eigene...