Over and over und nicht vorbei
Sechs Performer in knallblauen Leggins aus Lycra mit engen Tanktops schwingen Arme und Beine zu pulsierenden Lautsprecher-Rhythmen. Mit hochkonzentrierten Gesichtern legen sie eine perfekt synchrone Aerobic-Choreografie hin, an der Grande Dame Jane Fonda ihre helle Freude hätte. Für die zweite Ausgabe des diesjährigen Musiktheater-Festivals «Schall und Rausch» verwandelt das niederländische Theater-Kollektiv Klub Gewalt den Saal einer Neuköllner Brauerei in eine Sporthalle und erfindet kurzerhand ein brandneues Genre: die Workout-Oper.
Während die Darstellerinnen und Darsteller schwitzen, erzählen sie polyphon singend die Geschichte des niederländischen Ringturn-Weltmeisters und Medienstars Yuri van Gelder. In rasantem Tempo werden die Stationen eines typisch tragischen Sportlerlebens heruntergerattert: von bescheidenen Anfängen über Weltruhm bis zu Dopingskandalen und dem unvermeidlichen Abstieg. «Yuri» ist eine gut gelaunte und vor Ironie triefende Abrechnung mit dem leeren Ehrgeiz einer hyperindividualistischen Leistungsgesellschaft. «I am a goal getter. Setting goals is a major goal of life», ächzt das Kollektiv, während es angestrengt auf der Stelle marschiert. Anschließend, ...
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Opernwelt April 2024
Rubrik: Magazin, Seite 76
von Anna Schors
Im vergangenen Juli legte die Gewerkschaft Les Forces musicales, die 51 französische Opernhäuser und Orchester vertritt, eine konsternierende Broschüre vor. «La Saison fantôme» betitelt, stellte sie eine Auswahl von 19 «Geister-Produktionen» vor, die das Publikum diese Spielzeit nicht oder nur in flüchtigen Umrissen zu sehen bekommt. Abgesagte Produktionen oder...
Unter den Töchtern Vincenzo Bellinis gilt sie als die unscheinbarste. Weder besitzt sie die Anmut einer Amina, Bianca oder Elvira, noch den Zauber einer Zaira oder Agnese (Kosename: Alaide); auch eignet ihr kaum das (sich ins Tragische wendende) jugendliche Unbekümmerte Giuliettas, die Sanftmut einer Imogene oder das Flammend-Heroische der schönen Norma. Beatrice...
Die Entscheidung fällt nicht eben leicht: Soll man Lehárs «Lustige Witwe» nun toll finden oder doch eher ein bisschen doof? Wäre der Maßstab die Art und Weise, wie Patrick Hahn den orchestralen Entr’acte mit der Melodie des Vilja-Lieds vor dem Finalakt dirigiert und dabei jede feine Nuance dieses melancholischen Klangbildes hervorzaubert, fiele das Votum klar aus:...