Onore e patria
Zweimal in seinem Leben soll Gioacchino Rossini dem Vernehmen nach geweint haben: einmal, als er Paganini spielen hörte, und dann, als ihm bei einer Bootsfahrt ein mit Piemonteser Trüffeln gefüllter Truthahn ins Wasser fiel. Se non è vero, è ben trovato. Dazu passt, dass Beethoven seinem italienischen Kollegen den Rat gab, doch bitteschön nur das komische Genre zu bedienen – ansonsten täte er seinem Schicksal Gewalt an. René Jacobs erinnert uns daran im Programmheft der Aufführung des melodramma eroico «Tancredi» (Venedig 1813) im Theater an der Wien.
Rossini soll über dieses Urteil sein Leben lang deprimiert gewesen sein.
Tragik passiert in «Tancredi» nicht auf markig heroische Art, wie sie Beethoven vielleicht vorschwebte. «Glauben Sie, ich hätte unter dieser Sonne, unter diesem Himmel den ‹Tristan› schreiben können?», fragte Giuseppe Verdi einmal. Rossini hätte das vermutlich ähnlich formuliert. «Tancredi» lässt uns einen Pfad entlangwandeln, auf dem uns die unterschiedlichsten Charaktere begegnen – Gute, Böse, Naive und Durchtriebene, Helden und Feiglinge – aber eben nicht in düsterem Nebel, sondern in mediterraner Helle, in der Dur-Tonarten dominieren. Der Komponist hat hier ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Schon bei seinem Amtsantritt im Januar konnte man es hören: Ungewohnt fein und transparent klang da Richard Strauss’ gigantisch instrumentierte «Elektra»-Partitur, schlank und beweglich präsentierte sich das Orchester. Unverkennbar stand da ein Mann im Graben, der sehr präzise Vorstellungen vom Klang seines Orchesters hatte – und diese auch umzusetzen wusste....
Sowohl Claus Guth (in Hamburg) als auch Anselm Weber (in Essen) standen vor dem nahezu unlösbaren Problem, etwas Eigenes zum Thema «Siegfried» zu (er)finden. Mit Hilfe ihrer Bühnen- und Kostümbildner dekorierten sie das Ganze einfach um, wobei die «neuen» Schaufenster nicht viel anders ausschauten als viele alte zuvor. Claus Guth wollte die Geschichte wohl als eine...
Die Reihe unserer «Opernwelt»-CDs, die exklusiv für Abonnenten aufgelegt wird, hat zwei Schwerpunkte. Zum einen geht es um Sängerinnen und Sänger, die von den Plattenfirmen stiefmütterlich behandelt wurden. Deshalb haben wir zum Beispiel Catarina Ligendza, Anny Schlemm und Jean Cox je eine CD gewidmet. Ein anderer Schwerpunkt gilt exemplarischen Opernaufnahmen aus...