Nur wer die Sehnsucht kennt ...
Rusalka» boomt. Allein im Südwesten Deutschlands steht Dvořáks populärste Oper in dieser Spielzeit in Stuttgart, Karlsruhe und Freiburg auf dem Spielplan. Das Thema ist en vogue: Rusalka, die Nixe, die glaubt, im falschen Körper zu leben. Die mit einer anderen Identität aber auch nicht glücklich wird – das klingt nach 21. Jahrhundert. Kateryna Sokolova lässt sich nicht von solchem Zeitgeist leiten.
Die in Wien lebende Regisseurin aus der Ukraine hat am Theater Freiburg schon mit Janáčeks «Schlauem Füchslein» gezeigt, dass sie ganz nah am Kern einer Geschichte sein kann, wenn sie sich auch visuell davon zu entfernen scheint.
Sokolovas Variante des lyrischen Märchens zitiert den Symbolismus des Fin de Siècle, verweigert aber Eindeutigkeit. Die von Nikolaus Webern auf die Drehbühne gestellten Räume sind düstersurreal, der Gegensatz zwischen Menschen- und Nixenwelt keineswegs offensichtlich. Zum Orchestervorspiel blickt man auf eine Art Nachspiel – zu einer Trauerfeier. Der Prinz ist umgeben von den anderen Protagonisten, doch um wen trauert er? Rusalka? Die ferne, fiktive Geliebte? Oder einfach nur um sich selbst? Am Ende der Aufführung wird deutlich, dass Rusalka die Bitte des ...
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Opernwelt Mai 2023
Rubrik: Panorama, Seite 52
von Alexander Dick
Es könnte sich gut in einem kleinen italienischen Opernhaus abspielen, was nach Cio-Cio-Sans berühmter Arie »Un bel di, vedremo« passiert: Die Primadonna steht in einem sehr konventionellen Bühnenbild auf dem Steg im Rampenlicht und schüttelt die ausgebreiteten Arme für noch mehr Bravi. Im begeisterten Publikum befinden sich augenscheinlich Claqueure, der Dirigent...
In dämmrigen Grüften wohnt kein Dur. Schicksalhaft verdüstert ist dort das Dasein, von Trübsal dominiert. Und so verwundert es wenig, dass Richard Strauss für den Beginn des Orchesterlieds «Frühling» die Tonarten c-Moll und as-Moll wählt. Zwischen diesen beiden Traurigkeiten zwängt sich das Alter Ego des Komponisten in der Vertonung von Hermann Hesses Gedicht...
Der vielleicht bewegendste Moment ereignet sich fast nebenbei gleich am Anfang, noch bevor das komplizierte, etwas ermüdend hin- und herwogende Geschehen um Macht, Liebe, Krieg und Freundschaft im präkolumbianischen Peru und Mexiko abrollt, noch vor den Staats- und Privataktionen um den Kriegshelden Montezuma und die Inkatochter Orazia (die er begehrt) und die...