Nie wieder Schule!

Mozart: Così fan tutte
Rom | Teatro dell’Opera

«Così fan tutte» trägt eigentlich noch einen Untertitel: «La scuola degli amanti», «Die Schule der Liebenden». Graham Vick nimmt am Teatro dell’Opera di Roma die Sache mit der Erziehungsanstalt wörtlich und verlegt die Handlung in ein Klassenzimmer der Gegenwart: multimedial hochgerüstet, mit zerschrammten Tischen, Plastikstühlen, Graffitis an den Wänden. Hier erteilt Don Alfonso Lehren, hier gibt Despina die Hausmeisterin. Fiordiligi, Dorabella und die beiden Jungs setzen als rebellische Oberstufenschüler den Erwachsenen mit dreckigen Witzen zu.

Ferrando und Guglielmo tragen Rucksack, T-Shirt, Sneakers, werfen sich später aber in Kampfanzüge oder – als vorgebliche Besucher aus Albanien – in schwarz-goldene Kaftane, die an die Tracht der Juden aus Thessaloniki erinnern. Unterdessen haben die Schwestern neben ihren Alltagsklamotten noch Stilettos und Glitzerminis im Repertoire: So viel nackte Haut bei Schülern wäre fast ein Fall für die Sittenpolizei, aber bitte – Così fan tutte, so machen es doch alle.

Abgesehen von einer Menge Umzüge (meine Güte, was da alles an Kleidern an- und abgelegt, kreuz und quer getragen wird!) sorgt freilich nur ein Riesenkühlschrank, der als ...

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Opernwelt März 2017
Rubrik: Panorama, Seite 59
von Carlo Vitali

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