Neue Perspektiven
Am 29. Januar 1933, einen Tag bevor Adolf Hitler Reichskanzler wird, schreibt Kurt Weill einen Brief an seine Geliebte Erika Neher, und er macht dabei keinen Hehl aus der miserablen Verfassung, in welcher er sich befindet: «Ich war wieder einmal ein paar Tage ganz verzweifelt, weil mir wieder etwas schiefgegangen war u. ich in einer scheusslichen Stimmung war, u. da es für mich so aussah, als ob ich überhaupt nicht wieder aus dieser Pechsträhne herauskommen würde. Aber nach ein paar Tagen sah es dann wieder ein bisschen hoffnungsvoller aus.
Es ist merkwürdig, was für eine Rolle in einer so schweren Zeit die Hoffnung spielt …»
Weill hat Depressionen, nicht nur der veränderten politischen Großwetterlage wegen. Doch es ist ausschließlich letztere, die ihn wenige Wochen später, kurz nach der Leipziger Uraufführung seiner Oper «Der Silbersee» auf einen Text von Georg Kaiser, dazu zwingt, Deutschland zu verlassen – auf immer. Warum, ist allgemein bekannt. Und vielleicht auch, unter welchen dramatischen Umständen der Komponist – nach Ansicht des zeitgenössischen Musikpublizisten Paul Bekker «eine der stärksten Begabungen unter den jüngeren Deutschen» – nach Frankreich flieht, bevor er ...
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Opernwelt September/Oktober 2022
Rubrik: CDs, DVDs und Bücher, Seite 49
von Jan Verheyen
Fangen wir mit dem Nachspiel an. Und das bedeutet einen Blick zurück. Es war Heiner Müller, der «Tristan» 1993 in Bayreuth aus postdramatischer Distanz betrachtet hat. Ihm gelang, woran nun Roland Schwab schönheitstrunken vorbeimarschiert: Zustände statt Umstände zu inszenieren. Zum Widerstand und Wohle der Musik. Dabei fiel ihm auf, dass sein «Quartett» nach...
arte
11.09. - 17.25 Uhr Orff: Carmina Burana «O Fortuna! Wie der Mond so veränderlich, wächst du immer oder schwindest!»
Carl Orffs szenische Kantate «Carmina Burana» handelt von der Unbeständigkeit des Glücks und der Flüchtigkeit des Lebens. Regula Mühlemann, Michael Schade und Markus Werba sind die Solisten dieser Aufführung unter freiem Himmel auf dem...
Herr Kowaljow kommt in den Himmel. Schön und gut. Aber wie kommt Herr Kowaljow in den Himmel? Im Stück steht darüber nichts, da bleibt der bedauernswerte Beamte Platon Kusmitsch die ganze Zeit auf Erden, hilf- und ratlos seinen Qualen ausgesetzt; ein Mensch, der keine Nase mehr hat und darüber so unglücklich ist, dass sein Leben vom einen auf den anderen Tag ins...