Nebel des Grauens
Londons Nebel war notorisch. Aber er gab der Metropole an der Themse zugleich eine ganz spezielle Note, machte sie angeblich so unvergleichlich, dass nicht mal Flugzeuge abreisen wollten. So zumindest der Aphorismus eines Satirikers. Fog und Smog soll es schon im London des 13. Jahrhunderts gegeben haben; die Emission von schwefelhaltigem Rauch durch Kohleheizungen schuf bis ins 20. Jahrhundert hinein gravierende Probleme, ehe 1956 der «Clean Air Act» zumindest teilweise für Abhilfe sorgte.
Doch war der Londoner Smog als «Nebel des Grauens» stets auch attraktive Bühne für Schauergeschichten. Aus seinen Schwaden tauchten dunkle Schreckgestalten auf, Schattenfiguren mit blitzenden Messern, die den armen Frauenzimmern des horizontalen Gewerbes in Whitechapel an die Eingeweide gingen und unter dem Generalbegriff «Jack the Ripper» subsumiert wurden. Hierzu zählt auch «The Lodger», Untermieter der Familie Bunting in ihrem etwas heruntergekommenen Haus in der Marylebone Road. Als Jack the Ripper hätte er freilich einen ziemlich langen Dienstweg von Marylebone nach Whitechapel. Aber was tut man nicht, wenn einen die (Mord-)Lust packt, und sei es aus religiös-fanatischen Gründen. Nur langsam ...
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Opernwelt März 2016
Rubrik: Hören, Sehen, Lesen, Seite 25
von Gerhard Persché
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